Anthropogeographie

Fünf Welten in der einen Welt

Wie die politischen Umbrüche der 90er Jahre die Einteilung der Welt veränderten

In den 50er und 60er Jahren wurde die Welt aufgeteilt in eine Erste, Zweite und Dritte Welt. Die Erste Welt bildeten die Länder Nordamerikas, Westeuropas, Japan, Australien und Neuseeland, die Zweite umfasste die damaligen Ostblockstaaten und die Dritte Welt war der Sammelbegriff für die sogenannten Entwicklungsländer. Um den wachsenden Unterschieden zwischen den Entwicklungsländern gerecht zu werden, gliederten ab den 70er Jahren Organisationen wie Weltbank und UNO die Dritte Welt in weitere drei Ländergruppen auf. Während die Weltbank seitdem Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen, mittlerem Einkommen und Ölexporteure mit hohen Einkommen unterscheidet, bildete die UNO die zwei zusätzlichen Gruppen Least Developed Countries (am wenigsten entwickelte Länder) und Newly Industrializing Countries (Schwellenländer).

Die Erde aufgeteilt in fünf Welten. © A. Gnauk

Diese Einteilung der Fünf Welten wird bis heute verwendet. Doch sie ist angesichts der weltwirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in den 90er Jahren überholt. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks gibt es die Zweite Welt eigentlich nicht mehr, selbst wenn diese Länder oft noch als eigene Gruppe unter Titeln wie „ehemalige kommunistische Länder“ oder „Transformationsländer“ geführt werden.

Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts verband sich die Hoffnung, dass dies auch positive Auswirkungen auf die Entwicklungsländer haben und ihnen weltpolitisch eine größere Bedeutung zukommen würde. Schließlich fiel ja der Kampf von Ost und West um politischen Einfluß auf Staaten der Dritten Welt weg. Das internationale politische Gewicht hat sich jedoch auch nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Länder nicht in Richtung Dritte Welt verschoben. Nach wie vor bestimmen in erster Linie die Beziehungen der Industriestaaten untereinander das politische Geschehen, hinzu kommt die krisenhafte Entwicklung der ehemaligen Ostblockstaaten. Sie sind zum Empfänger hoher finanzieller Hilfen der westlichen Staaten und damit zu Konkurrenten der Entwicklungsländer geworden. Dennoch wird mit zunehmender Globalisierung klar, dass sich alle Welten in der einen Welt befinden und in gegenseitiger Abhängigkeit leben. Zwei Drittel aller Staaten zählen zu den Entwicklungsländern. In ihnen leben vier Fünftel der Weltbevölkerung, sie erbringen aber nur ein Fünftel der Weltwirtschaftsleistung. Entsprechend groß ist ihre Abhängigkeit von den Industrienationen, aber auch ihre Bedeutung für die gesamte Welt.

Alarmierend ist auch die wachsende Kluft zwischen den Entwicklungsländern selbst. Während die Schwellenländer, die sich fast ausschließlich auf Lateinamerika und Süd-Ost-Asien konzentrieren, auf eine zunehmende Industrialisierung verweisen können, scheint Afrika, wo über die Hälfte aller Länder zu den ärmsten Entwicklungsländern zählen, in immer tiefere Armut zu versinken.

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Stand: 06.11.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Entwicklungsländer
Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut?

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Fünf Welten in der einen Welt
Wie die politischen Umbrüche der 90er Jahre die Einteilung der Welt veränderten

Was charakterisiert ein Entwicklungsland?
Die Merkmale und die Probleme bei der Definition

Die Suche nach den Ursachen
Warum es vielen Entwicklungsländern nicht gelingt, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen

Aus reich mach arm
Wie der Krieg um Rohstoffe Potentiale ruiniert

Export von Rohstoffen und Import von Fertigwaren
Die Abhängigkeit der Entwicklungsländer auf dem weltweiten Handelsmarkt

Kenia
Geographie, Wirtschaft und Bevölkerung

Naturwelt, Tourismus, Armut...
Die Entwicklung zum Wirtschaftsmotor Ostafrikas

Warum in Kenia das Licht nicht brennt
Das Musterland auf dem wirtschaftlichen Rückschritt

Von der Entwicklungshilfe zur Partnerschaft
Geschichte, Prinzipien und Strukturen der Entwicklungszusammenarbeit

Wenn Projekte scheitern
Über den Sinn und Unsinn einer Hilfe von außen

Burkina Faso
Wie 1.000 Handpumpen einer ganzen Region zu neuer Lebensqualität verhalfen

Beispiel Tansania: ein Kleinstprojekt
Wasserkraft statt Diesel für Maismühlen

Bildung als Chance
In den Dorfschulen Honduras lernen die Kinder für's Leben

Neue Perspektiven für die Landwirtschaft
Warum Kleinbauern wieder traditionelle Anbautechniken aufgreifen

Afrika überwindet Grenzen
Geben Nationalparkprojekte dem Kontinent neue Hoffnung?

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