Seit der Kolonialzeit sind die Entwicklungsländer in internationale Handelsbeziehungen eingebunden. Die Ausprägung jedoch ist einseitig, der größte Teil des Warenaustausches kommt den Industrieländern zu Gute. Als die Kolonialmächte die Länder Lateinamerikas, Asiens und Afrikas erschlossen, ging es hauptsächlich darum, sich den Zugriff auf Rohstoffe zu sichern und auf großen Plantagen Kaffee, Kakao oder Bananen für den Markt in Europa anzubauen. Die Rohstoffe und pflanzlichen Produkte wurden nach Europa verschifft und dort verarbeitet.
Bis heute hat sich an dieser Struktur nur wenig geändert. Es gibt zwar auch unter in den Entwicklungsländern – hauptsächlich in Lateinamerika und Süd-Ost-Asien – Staaten mit exportorientierter industrieller Produktion, aber dabei handelt es sich meist um Schwellenländer und vor allem nutzen ausländische Firmen meist die dort billigen Löhne aus.
Für die weiterhin vornehmlich rohstoffexportierenden Länder hat sich die Situation in den letzten zwanzig Jahren dagegen noch weiter verschlechtert. Seit den 80er Jahren ist ein zunehmender Verfall der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt zu verzeichnen. Die Preise unterliegen starken Schwankungen und die Einnahmen sind so nur schwer zu kalkulieren. Mit den Erlösen müssen die Entwicklungsländer jedoch die Fertigwaren und Technologieprodukte der Industrieländer kaufen, die sie für den Aufbau der Wirtschaft im eigenen Land benötigen.
Dieses immer ungünstiger werdende Verhältnis zwischen Export- und Importpreisen, es wird oft auch von einer Verschlechterung der Terms of Trade gesprochen, führt schließlich dazu, dass viele Entwicklungsländer Kredite aufnehmen müssen, entweder bei privaten Banken oder bei den großen Entwicklungsbanken bzw. der Weltbank. Zu den Importausgaben kommen dann zusätzlich Zinsen und Tilgungsraten, die vom geringen Landesbudget bestritten werden müssen. Viele Entwicklungsländer sind inzwischen so hoch verschuldet, dass sie ihre Kredite nie zurückzahlen können. Auf dem Kölner Gipfel 1999 einigten sich die sieben führenden Industrieländer daher darauf, 36 hoch verschuldeten Länder einen Großteil ihrer Schulden zu erlassen, unter ihnen Bolivien, Tansania und Mauretanien. Die Entschuldung ist an Auflagen gebunden, damit die freiwerdenden Mittel vorrangig in die Bereiche Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Landwirtschaft fließen.
Vielleicht noch wichtiger als der Schuldenerlass ist es, langfristig die Abhängigkeit von den Industrienationen zu verringern. Das heißt vor allem, dass einheimische Rohstoffe schon im Land verarbeitet und internationale Handelshemmnisse wie hohe Einfuhrzölle abgebaut werden.
Schritte zur Verbesserung im kleinen Rahmen unternimmt seit 1991 ein Projekt in Deutschland Auch die Kleinbauern in Entwicklungsländern hatten früh begonnen auf ihren meist sehr kleinen Feldern Exportprodukte anzubauen. Vielfach wurden dabei traditionelle Anbautechniken und teilweise sogar die Bewirtschaftung zum Eigenbedarf aufgegeben. Als in den 80er Jahren die Rohstoffpreise fielen, standen sie vor dem Ruin. Auf der Suche nach Auswegen wurde 1991 die Organisation TransFair in Deutschland gegründet. Sie versucht große Handelsketten für einen fairen Welthandel zu gewinnen. Zunächst nur auf Kaffee beschränkt, hat sich die Palette der einbezogenen Produkte inzwischen stark erweitert. Bananen, Kakao, Kaffee etc. werden zu festgelegten Bedingungen von den Kleinbauern erzeugt und zu höheren als den Weltmarktpreisen gehandelt. So sollen die Bauern beispielsweise ökologisch nachhaltigen Anbau praktizieren. Der Verbraucher zahlt für TransFair-Produkte einen geringfügig höheren Preis.
Stand: 06.11.2001