Seit den 50er Jahren ist Entwicklungshilfe zu einem wichtigen Thema der internationalen Politik geworden. Auch dieser Begriff ist umstritten, deutet er doch auf eine gewisse Einseitigkeit hin. Häufig wird heute daher von Entwicklungszusammenarbeit oder- Partnerschaft gesprochen. Bis in die 60er Jahre hinein versuchte man, ausgehend von der Modernisierungstheorie, durch Technologietransfer und Industrialisierung die Wirtschaft anzukurbeln. Projekte richteten sich dabei häufig einseitig auf möglichst prestigeträchtige und große Industrievorhaben. Die Landwirtschaft wurde vernachlässigt und nur ein geringer Teil der Bevölkerung profitierte von den Maßnahmen. Ab den 70er Jahren ging es daher darum, Grundbedürfnisse der Bevölkerung wie Ernährung, Gesundheit und Bildung in den Griff zu bekommen. Aufgrund des zunehmenden Bevölkerungswachstums konnten jedoch auch hier nur wenig Erfolge erzielt werden.
Lange Zeit wurden in die Entwicklungsprojekte meist ausschließlich Männer einbezogen. Erst Ende der 70er Jahre wurde deutlich, dass damit insbesondere Maßnahmen im Bereich der Feldarbeit und im Haushalt häufig ihr Ziel verfehlten, da dies traditionell Arbeitsbereiche der Frauen sind. Sie sichern letztlich das Leben und Überleben der Familien. In der Konsequenz richteten sich Projekte zukünftig vielfach an Frauen mit dem Ziel der Verbesserung ihrer Situation. Außerdem konzentrierten sich Projekte nicht mehr, wie in den Jahren zuvor, nur einseitig auf einen Bereich, sondern beziehen viele Aspekte mit ein.
In den 80er Jahren fanden Schlagworte wie Politikdialog, Entstaatlichung und Privatisierung Einzug in die Entwicklungspolitik. An die Vergabe von Krediten knüpften sich zukünftig Bedingungen, die sich auf politische und wirtschaftliche Reformen in den Entwicklungsländern bezogen. Zum Ende des Jahrzehnts rückten dann zunehmend Umweltaspekte in den Blickpunkt. Die „Konferenz für Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio erarbeitete schließlich mit der Agenda 21 ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm, dass sowohl von Entwicklungs- wie Industrieländern Initiative in Richtung nachhaltiger Entwicklung fordert.
Zur Finanzierung von Entwicklungsvorhaben leisten alle Industrieländer Entwicklungshilfe. Im Jahr 1970 legten sie fest, langfristig hierfür mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts an Geldmitteln aufzuwenden. Bis heute bringen diesen Betrag nur wenige Staaten auf, darunter Norwegen, Dänemark, Schweden und die Niederlande. Deutschland liegt mit 0,3 bis 0,4 Prozent weit von diesem Ziel entfernt. Die Mittel werden auf Bundesebene durch das 1961 gegründete Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verwaltet. Es formuliert die Ziele und Programme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und legt Schwerpunktländer der Förderung fest.
Zwei Formen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) werden unterschieden. Die multilaterale EZ, bei der internationale Organisationen wie die Weltbank oder der Internationale Währungsfond von den Geberländern Geld erhalten und damit Vorhaben in den Entwicklungsländern finanzieren. Und als zweites die bilaterale Zusammenarbeit, die zwischen Geberland und Entwicklungsland stattfindet. In Deutschland sind für die Durchführung Organisationen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zuständig. Zusätzlich existieren sowohl auf Seiten der Industrieländer als auch in den Staaten der Dritten Welt zahlreiche sogenannte Nichtregierungsorganisationen (NRO), die Projekte finanzieren oder durchführen.
Stand: 06.11.2001