600 Millionen Analphabeten gibt es auch heute immer noch weltweit. In 30 Ländern der Erde kann mehr als die Hälfte aller Einwohner über 15 Jahre nicht lesen und schreiben. Im Niger und in Burkina Faso liegt dieser Anteil sogar bei über 80 Prozent.
Ohne Bildung, keine Zukunft – ein Leitsatz, der schon früh in der Entwicklungspolitik umgesetzt wurde. Viele Entwicklungsländer haben große Anstrengungen unternommen, um ihr Schulsystem auszubauen und zumindest eine flächendeckende Grundschulausbildung zu ermöglichen. Doch vielfach können die Eltern das Geld für Schulgebühren, Uniform und Bücher nicht aufbringen. Zudem werden die Kinder als Arbeitskräfte in den Familien gebraucht. Auch das Schulsystem zeigt in vielen Entwicklungsländern große Mängel. Oft ist der Weg zur Schule weit, sind die Schulen schlecht ausgestattet und die Klassen zu groß.
Doch ohne Schulbesuch haben die Menschen kaum eine Chance die Armut zu überwinden. Bildung bedeutet Lesen und Schreiben zu können. Damit werden Informationen zugänglich, die einem sonst verwehrt bleiben. Es ist möglich Formulare eigenständig auszufüllen und Verträge zu lesen, um beispielsweise einen Kredit zu erhalten. Das Lesen von Zeitungen ermöglicht es, sich über politische Geschehnisse zu informieren und gegen Mißstände vorzugehen. Bildung macht nicht zu letzt selbstbewusst.
Aber wie die Bildungskonzepte in den Länder der Dritten Welt aussehen sollen ist umstritten.Es werden natürlich gut ausgebildete Fachkräfte gebraucht, aber gerade in den ländlichen Regionen sprechen sich viele Entwicklungspolitiker für eine praxisnahe Grundbildung aus. Das heißt neben Lesen, Schreiben und Rechnen sollen vor allem Ernährung, Gesundheit, Landwirtschaft, Beteiligung am politischen Geschehen der Gemeinde und die Vorbereitung auf einen praktischen Beruf auf dem Stundenplan stehen. Die Erfahrung mit Projekten zeigt, dass Eltern ihre Kinder eher zur Schule schicken, wenn sie spüren, dass sie praktische Dinge für den Alltag lernen und diese schließlich auch der gesamten Familie zu Gute kommen.
An diesem Konzept setzen auch zwei kleine Bildungsprojekte der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Honduras an. Sie sollen die Grundschulbildung in Regionen mit besonders hoher Analphabetenquote verbessern.
Eine kleine Schule, die so wieder zum Leben erweckt wurde, ist die Dorfschule in San Lorenzo im Nordwesten des kleinen Landes in Mittelamerika. Mit finanziellen Mitteln aus Deutschland wurde die Ausstattung der Schule verbessert und das Lehrkonzept verändert. Inzwischen kommen täglich etwa 40 Kinder in die Schule. Manche bringen ihre Eltern mit, die meist ebenfalls nicht Lesen und Schreiben können. Die Lehrerin unterrichtet alle zusammen in einem Klassenraum, manchmal mit gemeinsamen kleinen Projekten oder in Schichten. Während sich die einen mit ihren Aufgaben beschäftigen, werden die anderen unterrichtet und umgekehrt. Sogar eine kleine Bibliothek mit 200 Büchern besitzt die Schule. Archiviert haben sie die Schüler selbst, und so die verschiedensten Arten von Büchern kennengelernt. Jeder kann sie sich ausleihen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Weltbank haben etwa 100 solcher Bibliotheken finanziert. Dieses ländliche Bildungsprojekt mit dem Kurznamen FEBLI verfolgt den Grundsatz „Servir para la vida“, was soviel bedeutet wie dem Leben dienen. Das Konzept ist so erfolgreich, dass es die Regierung landesweit ausbauen will.
Neben einer solchen praktischen Grundausbildung ist es aber auch wichtig, den Zugang zu weiterführenden Schulen zu ermöglichen. Gerade Universitäten sind in vielen Entwicklungsländern noch selten zu finden. Das sich über Forschung Staaten der Dritten Welt international etablieren können, zeigt das Beispiel Kenia. Wissenschaftler der Universität Nairobi entwickeln hier zusammen mit Kollegen aus Oxford einen Impfstoff gegen HIV, der seit wenigen Monaten erstmals an Freiwilligen getestet wird.
Stand: 06.11.2001