Weil die genaue Ursache für das rätselhafte Erschöpfungssyndrom nicht bekannt ist, können Ärzte die Diagnose nur über das Ausschlussverfahren stellen. Das bedeutet: Sie überprüfen systematisch, ob sich die Beschwerden womöglich auf andere konkrete Gründe zurückführen lassen. Erst wenn all diese Untersuchungen negativ ausgefallen sind, diagnostizieren sie das Chronische Fatigue-Syndrom.
„Die Diagnostik ist daher langwierig und erfordert in hohem Maße Geduld“, schreibt der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom Fatigatio e. V. Während dieser Prozedur müssen zum Beispiel Erkrankungen der Schilddrüse, Herz- und Leber-Leiden oder krankhaftes Übergewicht als Ursache ausgeschlossen werden. Auch Multiple Sklerose, Diabetes oder eine Krebserkrankung können hinter den Symptomen stecken.
Depression oder CFS?
Zudem gilt es, mögliche psychische Störungen bei der Diagnosefindung zu berücksichtigen. So können Müdigkeit und Co unter anderem auf ein Burnout hindeuten – oder auf eine Depression. Wie CFS geht eine depressive Erkrankung mit großer Erschöpfung, Gedächtnisproblemen und Schlafstörungen einher. Allerdings gibt es auch charakteristische Unterschiede.
Während sich eine Depression meist schleichend entwickelt, beginnt CFS in vielen Fällen plötzlich, oftmals nach einem vorhergehenden Infekt. Auffällig ebenfalls: Regelmäßige sportliche Aktivität kann depressive Symptome spürbar mildern, beim Erschöpfungssyndrom verschlechtern sich die Beschwerden durch Anstrengung jedoch. Außerdem ziehen sich Menschen mit einer Depression in der Regel zurück. Von CFS Betroffene suchen dagegen aktiv Hilfe.
Von wegen Hypochonder
Dass Mediziner nur ausschließen, nicht aber konkret feststellen können, macht es Patienten mit Chronischem Erschöpfungssyndrom nicht leicht. Oft begegnen ihnen Mitmenschen mit Vorurteilen: Sie werden als psychisch labil oder gar als Hypochonder abgestempelt. Man glaubt ihnen nicht, dass es ihre Krankheit tatsächlich gibt.
Doch das Bild von CFS in der Öffentlichkeit ändert sich allmählich. Das liegt auch daran, dass Wissenschaftler inzwischen immer mehr Hinweise auf mögliche biologische Gründe für die Erkrankung finden. Damit wird das Erschöpfungssyndrom greifbarer und verständlicher. Auch für Ärzte: Sie hoffen, dass sich aus den neuen Erkenntnissen eines Tages einfachere und vor allem eindeutige Diagnosemöglichkeiten ergeben.
Daniela Albat
Stand: 11.05.2018