Das Aufkommen multiresistenter Krankheitserreger ist ein weltweites Problem, das die Behandlung bakterieller Infektionen in den letzten Jahren verkompliziert hat. Derzeit stehen nur noch einige wenige Antibiotika zur Verfügung, gegen die Bakterien noch keine Resistenzen entwickelt haben.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, benötigen wir dringend neue Antibiotika. Die Wirkungsweisen dieser Medikamente sollten idealerweise von denen gängiger Antibiotika abweichen, da sich für diese bereits Resistenzen entwickeln konnten.
Molekulares Störrauschen
Quorum Sensing könnte hier einen interessanten Ansatzpunkt darstellen, da eine Störung der Kommunikation die Bakterien nicht abtötet, sondern sie lediglich in ihrem Gruppenverhalten beeinflusst. Moleküle, welche die Kommunikation unterdrücken, stören oder verrauschen, sind potenziell in der Lage, die Virulenz zu beeinflussen.
Das könnte beispielsweise dazu führen, dass Pathogenitätsfaktoren zu früh oder gar nicht produziert werden und die Infektion durch das Immunsystem bereinigt werden kann. Gleichzeitig könnten Anti-Quorum-Sensing-Wirkstoffe prophylaktisch gegen die Bildung von Biofilmen eingesetzt werden, etwa durch die Beschichtung von Kathetern und Stents.
Forschung steht erst am Anfang
Ob diese neuen Antibiotika tatsächlich frei von Resistenzen sind, ist noch nicht abschließend geklärt und wird von entscheidender Bedeutung für einen möglichen Einsatz in der Klinik sein. Die Aufklärung der molekularen Mechanismen der Kommunikation zwischen Bakterien, aber auch zwischen Bakterien und menschlichen Zellen, ist ein wichtiges Forschungsgebiet.
Noch stehen wir am Anfang, die Komplexität dieser Wechselwirkungen zu verstehen. Doch es ist jetzt schon sicher, dass sie eine Schlüsselrolle für das Wohlbefinden des Menschen, das Aufdecken von Krankheitsursachen sowie für neue Therapieansätze spielt.
Kai Papenfort, Kristen Jung/ Bayerische Akademie der Wissenschaften
Stand: 24.11.2017