In den heimischen Laboren haben alle Einheiten – Lander, Rover und Instrumentbox – ihre Tests bereits bestanden. Jetzt sind sie zum ersten Mal in dieser Kombination vereint und müssen mit echtem Lavaboden, Wind und Kommunikationsabrissen klarkommen. An dem 500 Kilogramm schweren Lander sowie an den Sensorboxen in seinen Ladebuchten sind Schilder befestigt, die der Rover zur Orientierung wahrnehmen und scannen soll.
„Macht er noch was?“
Knirschend fährt er auf RODIN zu und starrt auf die schwarz-weißen Muster. Und starrt weiterhin. Nichts tut sich. Um den Rover hat sich mittlerweile ein kleines Grüppchen gebildet. Vor die Kamera darf ihm niemand springen, das irritiert ihn nur noch mehr. „Macht er noch was?“, fragt Bernhard Vodermeyer. Aus dem Walkie-Talkie kommt die frustrierende Antwort aus dem Kontrollzentrum: „Nein. Abbruch.“
LRU-2 ist manchmal wie eine launische Diva. Erkennt er nicht seine Umgebung oder weiß er nicht, wie er sich ausrichten muss, geht es nicht weiter. Besteht die Gefahr, dass ihm die Last am Roboterarm zu schwer wird, lässt er diesen einfach mal nach unten sinken.
An den vorherigen Tagen hatte der Lander RODIN nicht mitgespielt, als er autonom – ohne Ansteuerung durch seine Betreiber – die Sensorboxen aus seinen Ladebuchten ausfahren sollte. Da herrschte Unruhe im Team vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme, das den Lander entwickelt und gebaut hat. Für die Planetenforscher ist das oftmals eine Geduldsprobe: Erst wenn der Rover wie geplant die empfindlichen seismischen Messstationen am Boden ausgelegt hat, können die Wissenschaftler messen, was im Inneren des Ätna geschieht.
Koordination ist entscheidend
„Das reibungslose Zusammenspiel zwischen Bodenkontrollzentrum, Wissenschaft und Technologie muss erst einmal eingeübt werden“, sagt Armin Wedler. Der Ingenieur vom DLR-Institut für Robotik und Mechatronik ist der Projektleiter am DLR für die ROBEX-Mission, an der gleich fünf DLR-Institute beteiligt sind. Schon allein die Koordination und Kooperation der vielen Wissenschaftler und Ingenieure vor Ort in Sizilien benötigt Zeit, bis nach und nach eine Routine in der Zusammenarbeit wächst.
Eines bleibt von Anfang an gleich: Die Arbeitstage auf dem Ätna sind lang. Jeden Morgen geht die Fahrt von Catania durch den italienischen Verkehr zur Seilbahn, von da fahren eigene Geländefahrzeuge die restlichen 300 Höhenmeter bis zum Basiscamp. Dann werden die Container, in denen jeden Abend Kisten, Rover und Sensorboxen verstaut werden, wieder ausgeräumt – und das Basiscamp zum Leben erweckt.
Mit jedem Tag werden Geräte, Rover und Ausrüstung mehr mit feinem und klebrigem Lava-Staub bedeckt. Schuhe und Hosen sind bis zum Knie leicht schwarz verfärbt. Erst gegen Abend fahren die Geländewagen wieder in Richtung Küste.
Manuela Braun /DLR-Magazin
Stand: 10.11.2017