Ökologie

Wind oder Tier?

Vielfältige Bestäuberwelt

Pflanzen haben sich im Laufe der Evolution einiges einfallen lassen, damit ihre Pollen zu der Samenanlage eines Artgenossen gelangen. Nadelbäume, Gräser und viele Laubbäume bedienen sich dafür einer eher konventionellen Methode: Sie lassen die Pollen einfach vom Wind davontragen. Dieser transportiert den Blütenstaub durch die Luft – bis er hoffentlich auf dem Fortpflanzungsorgan einer anderen Pflanze der gleichen Spezies landet.

Die Beifuß-Ambrosie erzeugt einen besonders stark allergieauslösenden Pollen. © Stefan.lefnaer/ CC-by-sa 4.0

Die Windbestäubung ist die ursprünglichste Form der Bestäubung und funktioniert in der Regel recht zuverlässig. Doch sie hat einen entscheidenden Nachteil: Ihr Erfolg ist im Einzelfall letztlich eine Sache des Zufalls. Um die Fortpflanzungschancen zu erhöhen, müssen Windbestäuber daher Unmengen an Pollen produzieren. Für manche Menschen ist diese Pollenflut mit einem lästigen Nebeneffekt verbunden: Sie löst Allergien aus.

Tierische Helfer

Andere Pflanzen gehen in Sachen Bestäubung zielgerichteter vor. Sie rekrutieren tierische Helfer, die die Pollen von Blüte zu Blüte tragen. Diese Art der Bestäubung ist eine Erfindung der Angiospermen, auch Blütenpflanzen genannt. Sie bilden oft auffällige Blüten aus, um die Aufmerksamkeit ihrer Boten zu erregen und halten eine nahrhafte Belohnung in Form von Nektar bereit. Versuchen die Tiere an den süßen Saft in der Blüte zu gelangen, streifen sie die Staubgefäße der Pflanze und Pollen bleibt an ihrem Körper haften.

In Europa nutzen Pflanzen vorwiegend Insekten als Pollenzulieferer – zum Beispiel Bienen, Schmetterlinge, Fliegen, Motten, Käfer und Wespen. Doch in anderen Teilen der Welt, vor allem in den Tropen und Subtropen, sind auch Fledermäuse und Vögel häufig als Bestäuber tätig.

Die Bienenelfe besucht mitunter bis zu 1.500 Blüten am Tag. © Charlesjsharp/ CC-by-sa 4.0

Nektarschlürfende Blumenvögel

Die bekanntesten und wichtigsten Blumenvögel sind die Kolibris. Ob die nur sechs Zentimeter winzige Bienenelfe oder der mit rund 20 Zentimetern vergleichsweise große Riesenkolibri: Sie alle zeichnet eine extrem lange Zunge aus, deren Spitze zwei halboffenen Strohhalmen ähnelt.

Dank eines raffinierten Pumpmechanismus füllen sich diese rinnenförmigen Reservoire innerhalb von nur Millisekunden mit Blütensaft. Diese Technik ermöglicht es den Kolibris, mit den für sie typischen blitzschnellen Leckbewegungen ausreichend Nektar zu tanken. Den Blütenstaub übertragen die Vögel dabei in der Regel mit dem Kopf.

Auch kleine Säuger wie diese Elefantenspitzmaus können Pflanzen bestäuben. © Andrew Keys/ CC-by-sa 4.0

Mäuse als Bestäuber

Doch fleißige Bestäuber sind nicht nur unter den fliegenden Lebewesen zu finden. Auch Reptilien und nicht flugfähige Säuger erweisen Pflanzen als Pollenträger ihre Dienste – zum Beispiel Mäuse und Elefantenspitzmäuse. Auf die Bestäubungsarbeit dieser Tierchen setzt etwa die nur in einigen Regionen Südafrikas heimische Pflanze Cytinus visseri.

Sie lockt die kleinen Säuger mit einem verführerischen Duft an, der die Tiere bei der nächtlichen Futtersuche magisch anzieht. Während sie dann Nektar von den auf dem Boden stehenden Blüten lecken, bleibt Pollen an ihrem Fell hängen, den sie beim Besuch der nächsten Nektarquelle wieder abstreifen.

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Daniela Albat
Stand: 20.10.2017

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bestäubung
Von Bienen, Blumen - und dem Menschen

Wind oder Tier?
Vielfältige Bestäuberwelt

Die Tricks der Pflanzen
Zum Pollensammeln verführt

Exklusive Partnerschaften
Vorteile und Risiken extremer Anpassung

Uralte Erfolgsteams
Die Ursprünge der tierischen Bestäubung

Bestäuber in Bedrängnis
Warum Bienen und Co gefährdet sind

Eine Welt ohne Bestäuber
Katastrophe für den Menschen?

Was tun?
Wege aus der Bestäuberkrise

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