Die Weichen werden schon vor unserer Geburt gestellt: Nehmen schwangere Frauen viel Zucker und mit Fructose gesüßte Getränke oder Lebensmittel zu sich, hinterlässt dies Spuren auch bei ihrem ungeborenen Kind. Wenn es Pech hat, wird es dadurch bereits im Mutterleib auf eine Neigung zu Übergewicht, zur Fettleber und auch zu Allergien programmiert.
Wirkung auf das Ungeborene
„Wenn die Mutter während ihrer Schwangerschaft viel Fructose aufnimmt, hat ihr Nachwuchs ein größeres Risiko, im Erwachsenenalter unter Übergewicht, zu hohem Blutdruck und Stoffwechselstörungen zu leiden“, sagt Antonio Saad von der University of Texas. Indizien dafür liefern inzwischen zahlreiche Studien an Mäusen, aber auch erste Beobachtungen beim Menschen.
Dabei beeinflusst der Fruchtzucker das Ungeborene nicht nur direkt, sondern auch indirekt: Bei den schwangeren Müttern steigt durch den Zuckerkonsum der Gehalt von Harnsäure und Triglyceriden im Blut. Bei den Frauen erhöht sich dadurch Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes, wie Saad und seine Kollegen berichten. Gleichzeitig gelangen diese Abbauprodukte des Fruchtzuckers über die Plazenta auch in den kindlichen Stoffwechsel und hinterlassen dort nachhaltige Spuren.
Stillen: Schon kleine Zuckermengen schaden
Entscheidend ist auch die Ernährung in den ersten Monaten nach der Geburt – beim Stillen. Eine Studie belegt, dass schon geringe Mengen Fructose in der Muttermilch den Stoffwechsel des Kindes nachhaltig beeinflussen können. Im Test hatten Forscher die Muttermilch von 25 frischgebackenen Müttern ein halbes Jahr lang regelmäßig auf deren Fructosegehalt hin untersucht. Parallel dazu ermittelten sie Körpergewicht, Muskelmasse und Fettanteil der Säuglinge.
Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher: Schon ein einziges Mikrogramm Fructose pro Milliliter Muttermilch führte dazu, dass die Säuglinge fünf bis zehn Prozent mehr Gewicht und Fett zulegten als ihre Altersgenossen. „Mütter sollten daher vermeiden, diesen ‚Secondhand‘-Zucker über das Stillen an ihre Kinder weiterzugeben“, rät Michael Goran von der University of Southern California. „Am besten achten sie während Schwangerschaft und Stillzeit darauf, möglichst wenig zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel zu sich zu nehmen.“
Mehr Allergien durch vorgeburtliche Zuckerschwemme
Und auch Allergien können durch zu viel vorgeburtliche Fructose gefördert werden. Indizien dafür fanden britische Forscher bei 9.000 Mutter-Kind-Paaren, die sie von der Schwangerschaft an mehrere Jahre lang begleitet hatten. Es zeigte sich: Hatten die Mütter während der Schwangerschaft besonders häufig gesüßte Getränke zu sich genommen, stieg das Allergierisiko bei ihren Kindern um 38 Prozent. Das Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken, war bei diesen Kindern sogar um gut 100 Prozent erhöht, wie die Forscher feststellten.
„Wir können zwar allein auf Basis dieser Studie keinen Kausalzusammenhang beweisen, aber wir würden angesichts dieser Ergebnisse allen schwangeren Frauen empfehlen, exzessiven Zuckergenuss zu vermeiden“, konstatiert Studienleiter Seif Shaheen von der Queen Mary University of London.
Nadja Podbregar
Stand: 06.10.2017