Phänomene

Was tun?

Wie entgehe ich der Zuckerfalle?

Was aber bedeuten diese Erkenntnisse für unseren Zuckerkonsum? Klar scheint: Zu viel Zucker ist in jedem Falle ungesund. Denn die Süßmacher enthalten viele Kalorien, bringen den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht und beanspruchen unser Insulinsystem. Gleichzeitig aber scheint es auch auf die Art des Zuckers anzukommen.

Obwohl Obst auch Fructose enthält, ist es gesund – auch weil man davon nie so viel konsumiert wie beispielsweise von einer süßen Limonade. © Peangdao/iStock.com

Früchte sind gesund, zugesetzter Fruchtzucker aber nicht

Vor allem der einst als gesund gepriesene Fruchtzucker entpuppt sich immer mehr als Missetäter – zumindest, wenn er im Übermaß genossen wird und künstlich zugesetzt ist. Demgegenüber scheint naturbelassenes Obst trotz seines Fructosegehalts diese schädlichen Wirkungen nicht zu haben. „Früchte enthalten neben der Fructose jede Menge wichtige Spurenelemente, Vitamine und Ballaststoffe – ihr Genuss ist gesund und sicher“, sagt Peter Mirtschink von der ETH Zürich.

Anders dagegen bei Fertiggerichten und Getränken, denen Fructose oder der fructosehaltige Maissirup zugesetzt wurde. „Dieser Überschuss an Fruchtzucker trägt dazu bei, die gesundheitsschädlichen Mechanismen in Gang zu bringen“, so Mirtschink. Er und viele andere Wissenschaftler vermuten daher, dass die rasante Zunahme von Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten in den USA und anderen Industrieländern zumindest teilweise auf diese zugesetzten Süßmacher zurückzuführen ist.

Übergewichts-Epidemie durch Fructose-Sirup?

In den USA und Mexiko wird der Maissirup schon seit den 1970er Jahren von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie eingesetzt. „Der exzessive Konsum von fructosehaltigem Maissirup, wie er in vielen Limonaden enthalten ist, könnte daher ein entscheidender Faktor für diese Epidemie der Fettleibigkeit sein“, konstatiert Nicole Avena von der University of Florida.

Konsum von Fructose-Glucose-Sirup (HFCS) und anderen Zuckerarten in den USA © USDA

Inzwischen gibt es schon erste Bestrebungen, wieder gegenzusteuern und den Konsum fructosehaltiger Lebensmittel einzuschränken. So zieht die mexikanische Regierung seit 2014 auf zuckerhaltige Getränke eine Steuer von zehn Prozent ein. Auch einige andere länder diskutieren ein solches Vorgehen. In Europa ist zwar der Zuckerkonsum ebenfalls schon lange ein Problem, der Anteil der Fructose lag jedoch bisher niedriger als in den USA. Denn um die europäische Zuckerproduktion aus Rüben zu schützen, war der Anteil des fructosehaltigen Maissirups in der EU bisher auf fünf Prozent begrenzt.

Droht jetzt Europa die Sirup-Schwemme?

Seit dem 1. Oktober2017 jedoch ist diese Beschränkung aufgehoben. Ab jetzt darf der Maissirup auch bei uns unbegrenzt verwendet werden. Weil er deutlich einfacher und billiger herzustellen ist als Rübenzucker, wird er künftig auch in Europa deutlich häufiger eingesetzt werden. Experten befürchten, dass dadurch der Anteil der Isoglucose in Europa bis auf 40 Prozent steigen könnte.

Das aber bedeutet: Während in den USA und anderen Ländern bereits wieder gegengesteuert wird, steht uns die große Fructose-Welle noch bevor. Das Tückische dabei: Die Isoglucose muss auf der Verpackung nicht eigens deklariert werden. Wo überall der fructosehaltige Sirup drinsteckt und wie viel Fruchtzucker man tatsächlich zu sich nimmt, ist daher nur schwer zu erkennen.

Experten raten daher: Am besten verzichtet man so weit wie möglich auf gesüßte Limonaden und Eistees – das spart in jedem Falle Kalorien und schont den Stoffwechsel. Auch Fertiggerichte enthalten jede Menge versteckter Zucker und meist auch zu viel Salz und Fett. Insofern sollten auch sie besser nicht täglich auf dem Speiseplan stehen.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter

Nadja Podbregar
Stand: 06.10.2017

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fructose – heimlicher Krankmacher?
Die Schattenseiten der vermeintlich gesunden Fruchtsüße

Verführerische Süße
Warum Zucker so unwiderstehlich ist

Was ist was?
Zucker ist nicht gleich Zucker

Heimlicher Dickmacher
Wie Fructose zu Fettpolstern wird

Suchtfaktor Zucker
Wie Fructose unser Gehirn manipuliert

Programmiert schon im Mutterleib
Warum zu viel Zucker in der Schwangerschaft schadet

Was tun?
Wie entgehe ich der Zuckerfalle?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Fruchtzucker verändert DNA von Gehirnzellen
Genetische Umprogrammierung könnte das Risiko für Krankheiten steigern

Zucker: Kalorie ist nicht gleich Kalorie
Zuckerarme Ernährung bei gleicher Kalorienmenge verbessert Stoffwechsel übergewichtiger Kinder

Fruktose kann dem Herzen schaden
Zu viel Fruchtzucker kann bei Bluthochdruck-Patienten zu Herzvergrößerung und -versagen beitragen

Fruchtzucker macht dick
Neuer Zusammenhang zwischen Fructose-Konsum und Gewichtszunahme entdeckt

Dossiers zum Thema