„Superstürme“ wie Harvey, Sandy oder Katrina richten den meisten Schaden nicht durch ihre Sturmwinde an, sondern durch die von ihnen verursachten Überschwemmungen und Sturmfluten. Bei Sandy stand dadurch halb New York unter Wasser, Katrina ließ in New Orleans die Dämme brechen. Und auch bei Harvey gab es entlang der Küste Flutwellen und Hochwasser.
Das Problem dabei: In Zukunft droht den Küstengebieten durch gleich drei Faktoren ein immer häufigeres Land-Unter. Der offensichtlichste Grund sind die immer stärkeren Stürme und ihre veränderten Zugbahnen. Doch ebenso folgenreich sind zwei auf den ersten Blick eher unauffällige Faktoren: der steigende Meeresspiegel und die schleichende Absenkung vieler Küstengebiete.
Die Pegel steigen…
Wie US-Forscher ermittelt haben, ist der Meeresspiegel rund um New York seit dem Jahr 1800 bereits um rund 50 Zentimeter gestiegen – das ist weit mehr als der globale Durchschnitt von rund 15 Zentimetern. Allein dadurch hat das Risiko für Sturmfluten für diesen Ballungsraum um das Dreifache zugenommen.
Und auch im Süden der USA steigen die Pegel: Innerhalb weniger Jahrzehnte erhöhten sie sich im Golf von Mexiko um mehr als 15 Zentimeter. Dadurch waren die Flutwellen durch den Hurrikan Harvey entsprechend höher, wie Michael Mann erklärt. Geht der Klimawandel ungebremst weiter, prognostizieren Klimaforscher für den Süden der USA sogar Meeresspiegel-Anstiege von bis zu 1,80 Meter bis zum Jahr 2100. Millionen Menschen im Südosten der USA könnten dann von wiederkehrenden Überschwemmungen bedroht sein.
…und das Land sinkt ab
Doch das ist noch nicht alles: Während das Meer steigt, sinkt vielerorts das Land immer weiter ab. Gerade in den ohnehin flachen Küstengebieten senkt sich der Untergrund schleichend. Betroffen sind viele Ballungsräume in Asien, aber auch Städte an der Golfküste der USA. Jüngsten Prognosen nach könnte Jakarta bis 2025 um 1,80 Meter absinken, Manila um 40 Zentimeter und New Orleans immerhin um 20 Zentimeter.
Die Ursachen für diese Bodenabsenkung sind zumindest zum Teil menschengemacht: Häufig führt die übermäßige Entnahme von Grundwasser dazu, dass sich die unterirdischen Reservoire leeren und das Gestein nachsackt. Entlang der US-Golfküste trägt auch die Öl- und Gasförderung zu dieser Absenkung bei. Das aber bedeutet: Diese Küstenregionen sind gleich dreifach von einem Land-Unter gefährdet.
Louisiana hat bereits auf die Gefahr reagiert: Nach Hurrikan Katrina entwickelte ein eigens einberufenes Gremium ein umfassendes Küstenschutzprogramm für den US-Bundesstaat. Der 2012 fertiggestellte „Masterplan“ soll sicherstellen, dass die Küsten in den nächsten 50 Jahren ausreichend vor Hurrikans und Sturmfluten geschützt sind. Erreicht werden soll dies durch ein ausgeklügeltes System an Dämmen und Deichen, aber auch die Renaturierung von küstennahen Feuchtgebieten.
Nadja Podbregar
Stand: 01.09.2017