Die Antwort auf die Frage, was uns zu Frau und Mann macht, fällt komplex aus: Unsere genetische Ausstattung setzt zweifellos den Rahmen für die Geschlechterentwicklung, aber sie bestimmt sie keinesfalls alleine. Jeder von uns trägt zu Beginn seines Lebens das Männliche und das Weibliche in sich.
Geprägt und beeinflusst von Anfang an
Doch schon während der Schwangerschaft bestimmen Umwelteinflüsse den Reifungsprozess in die eine oder andere Richtung mit. Sobald wir das Licht der Welt erblicken, tragen Verhaltensunterschiede zwischen Mädchen und Jungen dazu bei, dass das soziale Umfeld unterschiedlich auf beide Geschlechter reagiert. Aber auch die Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Bezugspersonen sind ausschlaggebend.
Im Wechselspiel zwischen Reifung und Sozialisation formen Kinder ihre Geschlechtsidentität und damit auch ihr Gehirn. Dabei gibt es eine Tendenz, Verhaltensmuster zu verfestigen, die in einer gegebenen Kultur dominieren, weil jedes Neugeborene sich an seine jeweilige soziale Umwelt anzupassen versucht.
Toleranz und Vielfalt
Schwer werden es immer diejenigen haben, deren Biologie nicht zu den Erfordernissen und Ansprüchen der Umwelt passt. Gleichzeitig ist es genau diese Gruppe, die uns helfen kann, flexibel im Denken über Geschlechtsunterschiede zu bleiben. Damit geben wir jedem Menschen die Chance, sich so zu entwickeln, wie es seinen Anlagen am ehesten entspricht.
Unsere Gene können wir nicht ändern – sehr wohl aber das Umfeld, auf das sie treffen und mit dem sie interagieren. Es sollte so gestaltet sein, dass Vielfalt möglich ist.
Sabina Pauen & Miriam Schneider, Universität Heidelberg/ Ruperto Carola
Stand: 25.08.2017