Zoologie

Ein bisschen Spaß muss sein

Die amüsante Nebenwirkung von Intelligenz

Manchmal sieht man Krähen ihr schelmisches Verhalten nahezu an. © Michael Palmer / CC-by-sa 4.0

Auf einer Parkbank liegt eine zurückgelassene Brötchentüte. Eine Krähe landet auf der Sitzfläche und beäugt misstrauisch die Lage. Vorsichtig hüpft sie auf die Tüte zu und streckt den Kopf langsam nach einem großen Krümel aus. Dann springt sie plötzlich zurück – vielleicht ist die Tüte ja doch gefährlich oder verbirgt einen lauernden Räuber. Als keine Reaktion aus Richtung der Tüte erfolgt, zieht die Krähe ihr Vorhaben durch, schnappt sich den Krümel und fliegt eilig davon.

Neugierde ist der Treibstoff für die Evolution von Intelligenz: Nur wer neue Dinge ausprobiert, kann Entdeckungen machen und bisher Unbekanntes erlernen. Bei Raben und Krähen sieht man den ständigen Widerstreit zwischen dem tierischen Fluchtverhalten und dem unbändigen Drang, alles genau untersuchen zu wollen, so wie das obige Beispiel veranschaulicht. Und meist überwiegt die Neugierde.

Loopings und Wildschweinrodeo

Intelligente Tiere müssen verrückte Dinge tun, so lautet die Überzeugung des Verhaltensforschers Bernd Heinrich von der University of Vermont. Und für Rabenvögel scheint dies in besonderem Maße zuzutreffen. Die kessen Luftakrobaten schlagen Loopings auf dem Nachhauseweg, rollen sich im Winter schneebedecke Hänge hinunter oder vergnügen sich beim Wildschweinrodeo auf dem Rücken der vielleicht weniger vergnügten Keiler.

Dass Jungtiere einen ausgeprägten Spieltrieb zeigen, ist ganz normal und gehört zum Lernprozess dazu. Aber wenn erwachsene Tiere derartiges Verhalten an den Tag legen, machen sie das wahrscheinlich einfach aus Spaß, vermutet der Forscher. Einen evolutionären Vorteil haben sie von derartigen Handlungen jedenfalls nicht.

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Flexibilität fördert Intelligenz

Die Späße der Rabenvögel sind ein Ausdruck ihres abwechslungsreichen Lebens. Aber nicht nur bei der Gestaltung ihrer „Freizeit“ sind die Vögel äußerst flexibel. Auch der Speiseplan von Rabenvögel ist abwechslungsreich und umfasst neben Aas auch Insekten, Regenwürmer, kleine Wirbeltiere, sowie Früchte, Nüsse und Mais.

Die ökologische Strategie der Raben ist Flexibilität – und diese bedarf einer gewissen Intelligenz und Lernfähigkeit, wie Forscher argumentieren. Ein Koala beispielsweise, der sich ausschließlich von Bambus ernährt, muss nicht viel nachdenken, um an sein Futter zu kommen. Das macht sein Leben einfacher, aber auch eingeschränkt.

Krähen hingegen nutzen alle möglichen Nahrungsquellen und erschließen sich immer neue Wege, um an Futter zu gelangen. Dabei sind sie zum Beispiel beim Plündern der Speisereste von uns Menschen ganz vorne mit dabei und verdrängen vielerorts die Tauben als Stadtvogel Nummer Eins.

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Christian Lüttmann
Stand: 02.06.2017

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Genies der Lüfte
Die verblüffende Intelligenz von Krähen und anderen Rabenvögeln

Der Ruf von Rabenvögeln
Warum wir die Tiere fürchterlich und faszinierend zugleich finden

Intelligenz ist Definitionssache
Bei der Bewertung von Cleverness sind Wissenschaftler noch immer uneins

Etwas fehlt im Vogelhirn
Was steckt drin im Kopf der Rabenvögel?

Raben unter sich
Soziale Gefüge als Wegbereiter zu intelligentem Verhalten

Ich sehe was, was du nicht siehst
Was wissen Krähen über ihr Gegenüber?

Krähen und die Kunst des Werkzeugbaus
Warum Rabenvögel den Menschenaffen Konkurrenz machen

Ein Blick in die Zukunft
Was weiß die Krähe von morgen?

Die hohe Schule der Intelligenz
Was verstehen Krähen von Abstraktion und Auftrieb?

Ein bisschen Spaß muss sein
Die amüsante Nebenwirkung von Intelligenz

Krähe und Mensch
Ein schwieriges Verhältnis

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Raben-Junggesellen bilden "Clubs"
Gruppendynamik zeugt von hoher sozialer Intelligenz der Vögel

Geschickte Krähen verblüffen Biologen
Hawaiianische 'Alalās sind von Natur aus erstaunlich gewiefte Werkzeugnutzer

Raben: Teamarbeit, aber nicht mit jedem
Kooperative Vögel arbeiten nicht mit betrügerischen Artgenossen zusammen

Krähen zählen ähnlich wie wir
Neuronen im Krähengehirn reagieren auf ihre jeweiligen "Lieblingszahlen"

Auch Vögel richten sich nach dem Tempolimit
Amsel, Spatz und Co passen ihre Fluchtdistanz dem Verkehr an

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