Blattschneiderameisen schaffen nicht nur Nester, die besonders groß sind, sie achten auch auf deren gute Belüftung. Dazu legen sie verschiedene Schächte an: Die einen ziehen frische Umgebungsluft ins Innere ihrer Festung. Durch die anderen wird verbrauchte Luft nach außen abgeführt.
Das Paradebeispiel für tierische Gebäudetechnik sind aber wohl die afrikanischen Termiten. Denn sie wahre Meister in der Klimatisierung ihrer mehrere Meter hoch ragenden Lehmbauten. Kein Wunder, müssen doch ihre empfindlichen Larven vor den enormen Temperaturschwankungen der Umgebung zwischen zwei und vierzig Grad Celsius geschützt werden.
Ventilator ohne elektrischen Strom
Dies gelingt den kleinen Krabblern unter anderem durch ein ausgeklügeltes Ventilationssystem: Eng zulaufende Kanäle im Inneren des Termitenhügels führen warme aufsteigende Luft aus den Brutkammern nach oben ab, während kühlere Luft durch Öffnungen an der Basis nachströmt. Dabei überlassen die Bauherren nichts dem Zufall und schaffen laufend neue Öffnungen oder verschließen alte, um stets für den richtigen Luftstrom im Nest zu sorgen.
Doch auch das Material hilft entscheidend bei der Klimatisierung. Die dicken Wände aus Termitenspeichel und Erde ändern dank hoher Wärmekapazität nur langsam ihre Temperatur. Sie wirken wie ein Speicher, der im Verlauf des Tages Wärme aufnimmt und über Nacht wieder abgibt. Australische Kompasstermiten achten zudem akribisch auf eine exakte Nord-Süd-Ausrichtung ihrer Bauten, damit diese sich nicht unnötig in der Mittagshitze aufheizen. Denn in dieser Zeit ist die schmale Seite des Turms der Sonne zugewandt und bietet den Sonnenstrahlen nur eine vergleichsweise geringe Angriffsfläche. Die Porosität des Materials lässt das Gebäude zudem „atmen“ und sorgt für einen zusätzlichen Luftaustausch.
Abgeschaut und nachgebaut
Einige Klima-Tricks der Termiten wurden sogar schon vom Menschen adaptiert: Das 1995 fertiggestellte Eastgate Center in Zimbabwe nutzt Prinzipien des Termitenhügels. Dazu besitzt es, wie der Termitenhügel, extra angelegte Kamine, die kühle Luft aus dem Innenhof anziehen und warme Luft an der Spitze des Gebäudes entlassen. Dicke Betonwände wirken als Wärmespeicher und verhindern ein Auskühlen des Gebäudes über Nacht.
So behält das Eastgate Center rund um die Uhr angenehme 23 bis 25 Grad, und verbraucht dabei nur 35 Prozent der Energie, die normalerweise für die Klimatisierung benötigt würde. Ganz ohne strombetriebene Klimaanlagen wie bei den Termiten geht es eben doch nicht.
Christian Lüttmann
Stand: 24.03.2017