Das Wissen um die Möglichkeit des Klonens gelangte in den 1960er Jahren in die Öffentlichkeit, es verfestigte sich das Bild einer neuen Biomacht. Damit veränderte auch die Biologie in der öffentlichen Wahrnehmung ihren Status dramatisch: Die Molekularbiologie wurde zunehmend als kommende Leitwissenschaft angesehen.
Zwischen Vision und Alptraum
„Außerhalb des engsten Fachkreises fehlte das Bewusstsein für die Komplexität dieser Forschung“, schildert Christina Brandt. „Hinzu kommt, dass die 1960er-Jahre die Zeit des optimistischen Fortschrittsglaubens waren. Besonders in den USA wurde eine eigene Dynamik der technischen Zwänge gesehen. Da hieß es: Ob wir wollen oder nicht, das Klonen wird kommen.“ Man spekulierte, wie es nun weitergehen würde auf diesem Weg. Womöglich würde es eines Tages Menschenklone geben.
In Deutschland herrschte derweil eine ganz andere, äußerst kritische Sicht auf die Dinge. Hier drängten sich Erinnerungen an NS-Gedankengut auf. Die Idee, mit einer biotechnologischen Methode womöglich „ideale“ Menschen zu klonen und zu züchten, weckte eher Ängste als Optimismus. In den 1980er-Jahren gab es eine politische Debatte ums Klonen, es entstanden erste Gesetzesinitiativen.
Die Wissenschaftler, die das Klonen entwickelt hatten, distanzierten sich davon: Ihnen ging es um die Technik, nicht darum, Menschen zu klonen. Auch die Embryologen wandten sich von der Klontechnik wieder ab und widmeten sich Fragen, die durch die Ergebnisse von John Gurdon erst aufgeworfen worden waren: Man kam zu dem Schluss, dass im umgebenden Zytoplasma damals noch unbekannte Elemente mit Steuerungsfunktionen lokalisiert sein müssen, die bestimmen, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt der Embryonalentwicklung abgelesen und umgesetzt werden.
Meike Drießen / RUBIN
Stand: 11.11.2016