Ermutigt durch den Erfolg mit „Sleipner“ nahmen die Norweger zwölf Jahre nach Beginn des Pionierprojekts das nächste Kohlendioxidlager in Betrieb: Im Snøhvit-Gasfeld in der Barentsee, 150 Kilometer vor der norwegischen Küste werden seit April 2008 bei voller Produktion jedes Jahr 700.000 Tonnen Kohlendioxid in den Grund gedrückt – so viel wie die jährlichen Emissionen von 330.000 Autos, sagt Statoil.
Doch nicht nur unter dem Meeresboden testen Wissenschaftler seit einigen Jahren die Speicherung des Treibhausgases. Auf dem Festland richtet sich das Augenmerk der CCS-Forschung neben tiefen salinen Aquiferen vor allem auf vorhandene Erdöl- und Erdgaslagerstätten.
Speichermethode mit lukrativem Nebeneffekt
Experten beziffern das weltweite CO2-Speicherpotenzial von ausgeförderten Erdöl- und Erdgasfeldern auf eine Kapazität von 675 bis 900 Milliarden Tonnen. Doch auch aktive Felder können als Speicher genutzt werden. Ölkonzernen beschert das Verpressen von CO2 seit Langem einen lukrativen Nebeneffekt: Wenn das Öl in einem Reservoir zu Ende geht und mit normalen Fördermethoden keine weitere Ausbeute mehr möglich ist, setzen Unternehmen die Technik des „Enhanced Oil Recovery“ ein. Dabei werden Gase wie Stickstoff, Erdgas oder eben Kohlendioxid in das Öllager gepumpt. Dadurch steigt der Druck im Inneren an und drückt das Restöl an die Oberfläche.
Der Nachteil: Mit der Ölförderung gelangt ein Teil des Kohlendioxids wieder an die Oberfläche und muss dort abgetrennt und erneut injiziert werden. Experten schätzen zudem sowohl die durchschnittliche Speicherdauer als auch die weltweite Kapazität mit 20 bis 65 Gigatonnen als eher gering ein.
Erdgaslager als beste Option in Deutschland
Als geeigneter für eine langfristige CO2-Lagerung gelten ohnehin die Erdgasspeicher. Sowohl natürliche Felder als auch von Menschen angelegte Speicher haben schließlich ihre Gasdichtigkeit bereits unter Beweis gestellt – im Fall der natürlichen Speicher sogar über Jahrmillionen hinweg.
Auch hier kann das Kohlendioxid sowohl in erschöpfte Speicher als auch in noch aktive Felder eingepumpt werden. In letzterem Fall könnte, ähnlich wie bei den Ölfeldern, die Gasausbeute erhöht werden (Enhanced Gas Recovery), wenn das CO2 nach und nach das Erdgas austreibt und seinen Platz unter der Erde einnimmt.
In Deutschland haben aufgrund ihrer weiten Verbreitung insbesondere im Norden des Landes tiefliegende saline Aquiferen zwar das mit Abstand größte Speicherpotenzial. Dennoch gelten hierzulande Erdgaslager wegen der hohen Sicherheit sowie den bestehenden technischen Erfahrungen und Infrastrukturen als günstigste und beste Option für eine CO2-Speicherung. Nach aktuellen Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) beläuft sich allein die nationale Speicherkapazität bereits erschöpfter Gasfelder auf etwa 2,75 Milliarden Tonnen Kohlendioxid.
Stand: 24.06.2016