Die bisherigen Erfahrungen aus Demonstrationsprojekten könnten optimistisch stimmen. Eigentlich. Weltweit gibt es laut dem Global CCS Institute derzeit nämlich nur fünfzehn Großprojekte zur Erforschung der CO2-Speicherung, sieben weitere befinden sich im Bau. Zu wenig, finden Kritiker. „Die Entwicklung der CCS-Technologie ist langsamer vorangegangen als erwartet“, lautet das ernüchternde Resumée in einer im Dezember 2015 veröffentlichten Publikation des ENGO Network on CCS, einem Zusammenschluss internationaler Umweltschutzorganisationen.
Euphorie folgt Ernüchterung
Doch während sich insbesondere die USA, Kanada, China und Australien zumindest um die Weiterentwicklung der CCS-Technologie bemühen, geht es in Europa und vor allem in Deutschland bestenfalls mit stark angezogener Handbremse voran. Seit 2008 haben auf dem Kontinent keine größeren CCS-Projekte mehr den Betrieb aufgenommen. Ursprünglich sollte es bis zum Jahr 2015 ein Dutzend solcher Demonstrationsprojekte geben – aktuell befinden sich jedoch lediglich sechs in Betrieb oder in der Evaluationsphase.
Die einstige Euphorie der Industrie scheint sich derzeit ins Gegenteil zu kehren: Bereits im Mai 2014 verabschiedete sich etwa der Energiekonzern Vattenfall zu großen Teilen von der Forschung an der CCS-Technologie. Zuvor hatte das Unternehmen zehn Jahre lang daran geforscht, vor allem an der CO2-Abscheidung durch das sogenannte Oxyfuel-Verfahren. Die zu diesem Zweck errichtete Pilotanlage auf dem Gelände des Industrieparks Schwarze Pumpe ging außer Betrieb. Eine vom Energiekonzern RWE geplante Demonstrationsanlage in Köln mit einer Pipeline nach Norddeutschland wurde gar nicht erst umgesetzt.
Zu teuer und zu aufwendig?
Viele Projekte seien trotz erheblicher Fördermittel der EU aufgegeben worden, stellte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Ende 2014 in einem Bericht fest. Auch auf globaler Ebene sei man von einer kommerziellen Anwendung der Technologie noch weit entfernt – vielen Unternehmen fehle der Anreiz, in CCS zu investieren: Doch warum ist das so?
Ein Problem sind die Kosten: Bislang können durch die gängigen Abscheidungsverfahren zum Beispiel nur 85 bis 90 Prozent des in Kraftwerken produzierten Kohlendioxids aufgefangen werden. Der Energieaufwand, der dafür betrieben werden muss, ist enorm. Er bedeutet für die Kraftwerke einen nicht unwesentlichen Effizienzverlust und senkt ihren Wirkungsgrad um bis zu zehn Prozent. Sie müssten bis zu einem Drittel mehr Kohle verfeuern, um die gleiche Menge an Energie zu produzieren.
Nur zu Forschungszwecken
Der kommerzielle Einsatz von CCS in Kohlekraftwerken scheint sich zumindest nach dieser Rechnung nicht zu lohnen. Weltweit gibt es daher auch nur ein Kohlekraftwerk, das CO2 kommerziell und in einem nennenswerten Umfang abscheidet: in Kanada. Auch dieses Projekt wird jedoch durch Steuergelder unterstützt. Solange die Kosten für CO2-Emissionen nicht massiv steigen, lohnt sich die aufwendige Sequestrierung Experten zufolge lediglich dort, wo das Kohlendioxid aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin abgetrennt werden muss – wie etwa im Vorzeigeprojekt „Sleipner“.
In Deutschland verhindert schon das Gesetz den kommerziellen Einsatz der Technologie. Bislang darf das Klimagas hierzulande nur zu Forschungszwecken und auch nur in festgelegten Mengen im Untergrund gespeichert werden.
Stand: 24.06.2016