Medizin

Vitamine: „Je mehr desto besser“

Warum hochdosierte Vitaminpräparate unnütz sind

Vitamine sind unerlässlich für unsere Gesundheit – das weiß heutzutage jedes Kind. Die organischen Verbindungen stärken unser Immunsystem und regulieren den Stoffwechsel. Sie machen Knochen und Muskeln widerstandsfähiger, helfen, Haut und andere Gewebe aufzubauen und sorgen für geistige Fitness.

Obst und Gemüse enthalten viele Vitamine © iStock.com/ peangdao

Da der Organismus die meisten Vitamine nicht selbst herstellen kann, müssen wir sie mit der Nahrung aufnehmen. Ein Großteil der lebensnotwendigen Stoffe steckt in Obst und Gemüse. Aber auch Getreide, Fleisch, Fisch und Milch enthalten Vitamine. Sind wir nicht ausreichend mit ihnen versorgt, zeigt unser Körper nach einiger Zeit Mangelerscheinungen.

Vitaminmangel ist selten

In den heutigen Wohlstandsgesellschaften sind Mangelerkrankungen selten. Dennoch gibt es sie noch. So kann ein Mangel von Vitamin D und Kalzium vor allem bei älteren Menschen das Risiko für Knochenbrüche deutlich erhöhen. Schwangere warnen Mediziner häufig vor einem Folsäuremangel. Und Veganern fehlen oft Vitamine, die hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vorkommen.

Spezielle Vitaminpräparate sollen solchen Mangelerscheinungen vorbeugen. Aber nicht nur das: Den Extrakick Vitamine empfehlen die Hersteller auch jenen, die nicht zu den Risikogruppen der Bevölkerung gehören – sei es als potentes Mittel gegen Erkältungen, zum Ausgleich eines ungesunden Lebensstils oder schlicht für das allgemeine Wohlbefinden. Viele Menschen greifen deshalb schon vorsorglich zu den Pulvern, Kapseln und Tabletten, die es in jeder Drogerie zu kaufen gibt.

Keine vorbeugende Wirkung – eher im Gegenteil

Viel hilft nicht viel: Vitaminpräparate sind für die meisten Menschen sinnlos © freeimages

Doch das Motto „viel hilft viel“ ist in Sachen Vitaminen sinnlos. Wie Studien belegen, nehmen wir in der Regel schon mit der Nahrung alle Vitamine auf, die wir brauchen. Ein Überschuss zum Beispiel aus hochdosierten Tabletten landet bei wasserlöslichen Vitaminen einfach in der Toilette. Der Körper kann diese Vitamine, zu denen Vitamin C und die Vitamine der B-Gruppe gehören, nicht speichern. Er scheidet überschüssige Nährstoffe über die Nieren aus.

Fettlösliche Vitamine kann der Organismus hingegen im Fettgewebe einlagern. Zu ihnen zählen die Vitamine A, D, E und K. Wer diese Stoffe über lange Zeit und in hohen Dosen in Form von künstlichen Präparaten einnimmt, schadet seiner Gesundheit unter Umständen sogar. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Vitaminzusätze das Risiko erhöhen könnten, an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Zudem fanden Forscher kürzlich heraus: Höhere Dosen von Vitamin D fördern bei älteren Menschen die Sturzneigung, anstatt sie davor zu bewahren.

Auch gegen einen ungesunden Lebensstil wirken Vitaminpräparate nicht. „Wir nehmen Nahrungsergänzungsmittel meist zur Gewissensberuhigung. Aber Ernährungsfehler lassen sich nicht durch Pillen ausgleichen“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Helmut Heseker. In gesunden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse stecken eben weitaus mehr gesundheitsfördernde Stoffe als nur Vitamine.

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Daniela Albat
Stand: 15.04.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ernährungs-Mythen
Essens-Irrtümer im Faktencheck

"Vegetarier ernähren sich gesünder"
Wie schädlich ist Fleisch wirklich?

"Weizen macht krank"
Der Mythos vom bösen Getreide

Vitamine: "Je mehr desto besser"
Warum hochdosierte Vitaminpräparate unnütz sind

"Milch ist schädlich"
Pauschale Angst vor Kuhmilch ist unbegründet

"Schokolade macht glücklich – und ist gesund"
Kakaohaltige Süßigkeit taugt nicht als Medizin

Honig, Agavendicksaft & Co: "Gesunder Zuckerersatz"
Auch alternative Süßmacher haben es in sich

"Light-Produkte sind gut für die schlanke Linie"
Über ein falsches Versprechen

"Low-Carb ist besser als Low-Fat"
Warum die Diätform für den Abnehmerfolg egal ist

"Maßvoller Alkoholkonsum ist gesund"
Die Mär vom lebensverlängerndem Gläschen

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