Karges trockenes Land, kein Baum verstellt den Blick zum Horizont, soweit das Auge reicht nur graugrünes Gras, Gestrüpp und dazwischen kahle Erde. Die Landschaft im Süden Russlands zwischen Orenburg am Ural und Barnaul im Altai ist der Inbegriff dessen, wie sich die meisten Menschen eine Steppe vorstellen. So sehr, dass auch im Englischen oder Deutschen der vom russischen Wort „step“ abgeleitete Begriff Steppe übernommen wurde.
Die Steppe Eurasiens zieht sich von der Donaumündung am Schwarzen Meer bis zum Fluss Amur im Osten Russlands. Vom südlichen Sibirien bis zu den semiariden Gebieten im Süden Zentralasiens und an den Rand des Himalayas haben die Grasländer maximal 2.000 Kilometer Nord- Süd-Ausdehnung. Ihr Kerngebiet, sich scheinbar endlos dahinziehende flache Ebenen, liegt in Zentralasien zwischen Kaspischem Meer und der Wüste Gobi. Die letzten noch großflächig erhaltenen Steppengebiete finden sich in der Mongolei und in Kasachstan. Durch die geringe Bevölkerungsdichte und die lange, zum Teil noch heute betriebene nomadische Viehhaltung blieb die Steppe hier in weiten Teilen von Zersiedelung verschont.
Häufig liest man von Savannen, Pampas, Prärien und Steppen in einem Atemzug, dazu von „steppenartigen“ Wüsten oder Halbwüsten und von „Steppenvegetation“. Was aber ist nun wirklich „die Steppe“? Trotz der Probleme, Klima-, Vegetations- und Ökozonen der Erde einheitlich zu deklarieren und abzugrenzen, fassen die meisten Forscher die südamerikanischen Pampas, nordamerikanischen Prärien und die Steppen Eurasiens als so genannte „trockenen Mittelbreiten“ zusammen. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle sind weitgehend baumlos, flach, niederschlagsarm und liegen in der gemäßigten Klimazone. Die unterschiedlichen Bezeichnungen sind schlichtweg regionaler Herkunft. Savannen dagegen sind die Grasländer der Tropen. Sie stellen einen Übergangsbereich zwischen immerfeuchten und ariden, also trockenen, Tropen dar.
Der innerkontinentale Steppen-Gürtel ist ein Gebiet der Klimaextreme. Im Herzen der eurasischen Landmassen gelegen und weit entfernt von den Ozeanen sind in der Steppe Temperaturunterschiede von bis zu 80 Grad zwischen eisigen Wintern und sehr heißen Sommern völlig normal. Auch zwischen Tag und Nacht kann die Temperatur um bis zu 30 Grad fallen oder steigen. Hinzu kommt die große Trockenheit. Zwar liegen die Niederschlagsmengen pro Jahr über dem für Wüsten gültigen Limit von etwa 150 Millimetern, doch bleibt Wasser meist auch in der Steppe ein knappes Gut. In den trockenen Steppenzonen fallen durchschnittlich weniger als 400 Millimeter Niederschlag pro Jahr.
Obwohl es im Sommer am meisten regnet, sind die winterlichen Schneefälle und die Schneeschmelze im Frühjahr wichtiger für die Vegetation, weil sie den Boden durchfeuchten und damit die Initialzündung zum Wachsen geben. Wegen der großen Trockenheit ist die Vegetationsperiode sehr kurz und reicht nur von den letzten Frösten im April bis in den August. Gerade einmal vier oder fünf Monate bleiben den Pflanzen so für das Wachstum.
Stand: 10.06.2005