Seit jeher erinnerte man sich vor allem in Krisenzeiten immer wieder des Rheingoldes und versuchte dann die Ausbeute zu steigern, um Hunger und Armut zu bekämpfen oder die Herrschersäckel zu füllen. Findige Köpfe kamen schon damals auf die Idee, sich maschineller Hilfsmittel zu bedienen, um mehr von dem begehrten Edelmetall aus dem Rhein zu holen.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden deshalb mehr oder minder exotisch anmutende Geräte wie eine Mühle zum Mahlen des Rheinschotters oder verschiedene Goldwaschmaschinen. Sie brachten ihren Erfindern zwar kurzzeitig die Aufmerksamkeit der Branche, zu Reichtum verhalfen sie ihnen allerdings nicht. Bei der Arbeit vor Ort erwiesen sich alle Geräte als nicht praxistauglich.
Dieser Technik-Boom war allerdings nur ein milder Vorgeschmack auf das, was etwa 100 Jahre später in Nazideutschland an Aufwand getrieben wurde, um dem Fluss seine angeblichen Schätze zu entreißen. Mit dem Hintergedanken, die aufgrund der gewaltigen Rüstungs- und Kriegskosten schwindsüchtige Reichskasse zu sanieren, ging man das vielgepriesene Projekt „Rheingold“ mit deutscher Gründlichkeit an. Zunächst wurden viele hundert Bohrungen und Waschversuche entlang des Oberrheins durchgeführt, um besonders ergiebige Goldgründe zu ermitteln und anschließend auszubeuten.
Auf dem Höhepunkt der Edelmetalleuphorie baute dann im Jahr 1938 die Schiffs- und Maschinenbau AG in Mannheim einen riesigen Schwimmbagger, der nach Fertigstellung – wie konnte es anders sein – auf den Namen „Rheingold“ getauft wurde. Mit seiner Hilfe sollte das Edelmetall nach Möglichkeit gleich zentnerweise aus dem Rhein gefördert werden.
Doch der damals größte Bagger Europas machte seinem Namen nur wenig Ehre. Zwar förderte er Stunde für Stunde für die damalige Zeit sagenhafte 120 Kubikmeter Kies, die Goldausbeute jedoch war äußerst gering. Innerhalb von gut vier Jahren kamen schließlich ganze 300 Gramm Gold zusammen. Viel zu wenig, um gewinnbringend arbeiten zu können. 1943 ließen die Nazi-Oberen das mit viel Tam-Tam angekündigte „Projekt Gold“ nahezu lautlos sterben und beschränkten sich ganz auf die Kiesgewinnung.
Was mit dem wenigen geförderten Rheingold letztlich passierte, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Bekannt ist nur, dass sich der damalige Reichsfeldmarschall Göring einen alten Traum erfüllte und sich aus dem mühsam gewonnenen Gold einen 30 Gramm schweren Nibelungenring schmieden ließ, der allerdings bis heute – wie so vieles aus der Zeit des Dritten Reiches – verschollen ist.
Fast zeitgleich mit dem Desaster des nationalsozialistischen Vorzeigeprojektes legten auch die wenigen verbliebenen semiprofessionellen Goldwäscher am Rhein die Schaufel und die Waschschüssel aus der Hand. Die Ära des kommerziellen Goldwaschens im Rhein war damit endgültig vorbei.
Stand: 29.04.2005