Dass es im Rhein größere Goldmengen gibt, ist seit langem unumstritten. Woher jedoch das Edelmetall stammt, darüber diskutieren bis heute die Fachleute. Viele Wissenschaftler vermuten, dass es in früheren Epochen der Erdgeschichte in erster Linie aus Lagerstätten in den Alpen in den Strom gelangt ist.
{1l}
Vor allem Erosionsprozesse waren dafür verantwortlich, dass sich damals Gold aus dem umgebenden Gestein ablöste und dann über Zuflüsse oder den Windtransport im Rhein abgelagert wurde. Auch die Gletschervorstöße während der letzten Eiszeit vor knapp 20.000 Jahren haben vermutlich maßgeblich zu den noch heute vorhandenen Rheingoldvorkommen beigetragen.
Im Gegensatz zum Berggold, das sich meist vor Urzeiten in Erzgängen im Fels abgelagert hat, spricht man bei den Flussnuggets und -flitterchen in Insiderkreisen von so genanntem Wasch- oder Seifengold. Der Name stammt aus „der sprachlichen Abwandlung von „Tröpfeln“ und ist ein Hinweis auf die Waschgewinnung dieser Goldform mithilfe des Wassers.
Der Goldwaschprofi Werner Störk konnte mit seiner AG Minifossi und zusammen mit anderen Forschern nachweisen, dass der Alpenraum nicht allein für die Goldfunde im Rhein verantwortlich ist. Mit seiner Schülerarbeitsgemeinschaft sind ihm in den Flüssen des Schwarzwalds und der angrenzenden Regionen 30 Goldnachweise, davon 22 wissenschaftlich relevante Erstfunde gelungen.
Multi-regionaler Ursprung des Goldes
Auf einen multi-regionalen Ursprung des Rheingoldes deuten zudem die sehr unterschiedlichen Silberanteile in den Goldflitterchen und Nuggets im Rhein hin. Während die Silberquote im schweizerischen Kanton Graubünden beispielsweise bei durchschnittlich rund 20 Prozent liegt, schwankt er im Badischen Raum und weiter nördlich meist zwischen zwei und acht Prozent.
„Frisches“ Gold gelangt heute im Gegensatz zu früher kaum noch in den Rhein. „Die heutige „Zufuhr“ – also die erneute Sedimentierung und Anreicherung von Gold – spielt sich nur noch in sehr geringem Umfange ab: Ein wesentlicher Hinderungsgrund sind die vielen Staustufen, die jeweils eigene Sedimentationsräume bilden und damit eine größere Anreicherung im heutigen Rhein verhindern“, sagt dazu Werner Störk.
Trotzdem hat man auch in alten, bereits durchgewaschenen Rheinsanden und -kiesen nach zehn bis 20 Jahren wieder Gold gefunden, wenn das Abraummaterial in direktem Kontakt mit dem Flusswasser blieb. Wie ist das möglich? „Gold ist allem Anschein nach eben chemisch nicht so träge, wie wir es noch in der Schule lernten. Feindisperses Gold gibt es – so die Ergebnisse der Wissenschaftler – auch in gelöster Form im Wasser und es wird an geeigneten Kristallisationspunkten wieder ausgeschieden“, erläutert wiederum Werner Störk. „Täglich entsteht so im Bach- oder Flussbett neues Gold.“
Stand: 29.04.2005