Das Team verbrachte über 1.000 Beobachtungsnächte in einem Zeitraum von 15 Jahren am dänischen 1,5-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in La Silla, Chile, und am Ein-Meter-Teleskop des Observatoire de Haute-Provence in Frankreich. Weitere Beobachtungen wurden am Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik in den USA gemacht. Dabei wurden mehr als 14.000 sonnenähnliche Sterne vom Typ F und G beobachtet, wobei jeder einzelne von ihnen während dieses Zeitraums im Schnitt viermal untersucht wurde, sodass insgesamt etwa 63.000 individuelle spektroskopische Beobachtungen zustande kamen.
Diese „Volkszählung“ in unserer galaktischen Nachbarschaft ist jetzt vollständig. Von all diesen etwa 14.000 Sternen sind nun die Distanzen, das Alter, die chemische Zusammensetzung, ihre Geschwindigkeitsvektoren im Raum und ihre Bahnparameter im Rahmen der Milchstraßenrotation bekannt. Außerdem wurden sie in Einzel-, Doppel- oder Mehrfachsysteme klassifiziert. Die letzteren beiden Gruppen zusammen machen übrigens ein erstaunliches Drittel aller untersuchten Sterne aus.
Der Zensus lieferte die fehlenden Teile für das Puzzle um die solare Nachbarschaft. Und es setzt zunächst einen Schlusspunkt unter ein Projekt, das vor mehr als zwanzig Jahren seinen Anfang nahm.
Tatsächlich geht es um die Erfüllung eines alten Traumes des dänischen Astronomen Bengt Strömgren (1908-1987), einem der Pioniere der Erforschung der Geschichte unserer Milchstraße mittels systematischen Studiums einer möglichst großen Anzahl durchschnittlicher Sterne und Sternsysteme. Bereits in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte er eine eigene Methode, „Strömgrens Fotometrisches System“, um die chemische Zusammensetzung und das Alter von Sternen schnell und effizient messen zu können. Die beiden dänischen Teleskope in La Silla, ein 50-Zentimeter- und ein 1,5-Meter-Teleskop, sind speziell für diese Aufgabenstellung optimiert worden.
Ein weiterer dänischer Astronom, Erik Heyn Olsen, begann in den 1980ern mithilfe der Strömgrenschen Fotometrietechnik die Lichtintensität von 30.000 Sternen der Kategorie A, F und G zu messen. Dann kamen präzise Daten von Hipparcos dazu, mit denen die genauen Distanzen und relativen Geschwindigkeiten dieser Sterne am Himmel zugeordnet werden konnten.
Das fehlende Glied waren nun noch die Geschwindigkeitsangaben entlang der Sichtlinie, die so genannten Radialgeschwindigkeiten. Diese konnten in einer wahren Sisyphusarbeit vom Team aufgrund der Doppler-Verschiebung in den Spektrallinien dieser Sterne gemessen werden. Dieselbe Technik wird übrigens auch verwendet, um Planeten um andere Sterne festzustellen.
Stand: 01.10.2004