Das, was wir sehen, ist längst tot: Ein Großteil unserer Epidermis besteht nicht aus lebenden, sondern aus toten Zellen. Wenn wir uns im Spiegel betrachten und unseren Teint bewundern oder verfluchen, ist es die Oberhaut, die die entscheidende Rolle spielt. Sie bestimmt, ob unsere Haut glatt und leuchtend erscheint, oder stumpf und schuppig. Und auch bei der so begehrten Urlaubsbräune hat sie ein wichtiges Wort mitzureden.
Alle Hautzellen der Oberhaut haben ihren Ursprung in einer einzigen Lage von dicht an dicht gepackten Basalzellen, den „Urmüttern“ aller Epidermiszellen. Sie produzieren fortwährend neue Tochterzellen, die sich aus der Basalschicht – Stratum germinativum – lösen und langsam nach oben in Richtung Hautoberfläche wandern.
Wie schnell diese Bildungszellen sich teilen, wird unter anderem von unserem Alter bestimmt, denn jede dieser „Urmütter“ trägt eine innere Uhr in sich, die für den adäquaten Takt sorgt. Bei Säuglingen und Kindern erneuert sich die Haut daher deutlich häufiger als alle 27 bis 30 Tage, bei älteren Menschen dauert es zwischen 40 und 60 Tagen, bis sich die oberste Hautschicht regeneriert.
Peeling gegen die „träge“ Haut?
Doch auch äußere Einflüsse beeinflussen die Hauterneuerung: Entfernen wir die tote Hautschicht beispielsweise durch ein Peeling, stimuliert der plötzliche Verlust der schützenden Abdeckung die Hautzellen der tieferen Schichten zu verstärkter Teilungsaktivität. Als Folge erscheint unsere Haut anschließend glatter und frischer – genau das, was wir damit erreichen wollen.
Aber dummerweise hat die Sache einen Haken: Nutzen wir diese „Verjüngungskur“ zu oft, verkehrt sich der Effekt spätestens ab einem bestimmten Alter in das Gegenteil. Statt sich brav weiter zu teilen streiken die Basalzellen“ komplett und gehen sozusagen in „Rente“. Die Ursache für dieses Phänomen ist eine genetisch programmierte Grenze, das so genannte Hayflick-Limit. Es bestimmt, wie oft sich Zellen im Laufe ihre Lebens teilen können. So haben beispielsweise Bindegewebszellen nur eine „Lebensration“ von rund 60 bis 80 Teilungen. Ist dieser Vorrat aufgebraucht, bleiben die betroffenen Zellen zwar am Leben, teilen sich aber nicht mehr und verändern in der Regel auch Form und Funktion – sie werden alt.
Endziel: Tod
Doch egal ob das Ergebnis einer altersgemäßen, „normalen“ Zellteilung oder einer durch Peeling stimulierten – in jedem Falle haben die in der Basalschicht produzierten Hautzellen, die Keratinozyten, einen rund 27 – 30 Tage dauernden Weg vor sich, bis sie an die Hautoberfläche gelangen und ihre Aufgabe erfüllt ist.
Nach einer durch spitze Vorsprünge der Zellmembran gekennzeichneten Jugendphase gelangen die frischgebackenen Zellen in das Stratum granulosum. Hier wird erstmals „aufgetankt“: Die reifenden Hautzellen nehmen winzige Bläschen mit speziellen Lipiden auf, die später in der Hornhaut für die richtige Klebermischung sorgen sollen.
An der nächsten Station ihrer Reise, dem Stratum lucidum, angelangt, sind die Keratinozyten bereits reichlich aus der Form: Abgeflacht und ziemlich verhornt sehen sie jetzt ihrem sicheren Tod entgegen. Plötzliche Veränderungen in der Enzymfunktion lösen erst das Ausschütten der Lipidkügelchen aus und lassen die Zelle dann absterben. Übrig bleiben kernlose, flache Hornschüppchen, eingebettet in eine fett- und wasserhaltige Kittmasse – das Stratum corneum oder die Hornhaut.
Stand: 09.07.2004