Wenn in Deutschland Windstärke 12 vorhergesagt wird, müssen wir uns auf einen Sturm mit einer Geschwindigkeit von mindestens 118 Kilometern pro Stunde gefasst machen. Um die Stärke eines Hurrikans auszudrücken, reicht die 12-teilige Beaufort-Skala aber längst nicht aus. Windgeschwindigkeiten von über 118 km/h sind hier erst die Grenze, ab der Meteorologen überhaupt von Hurrikans sprechen. Daher musste für deren Klassifizierung eine neue Skala – die Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala – geschaffen werden. Sie wurde 1969 entwickelt und beinhaltet fünf Stufen, die an die Beaufort-Skala anschließen.
Namensgeber und Entwickler waren der Ingenieur Herbert Saffir und Bob Simpson, damaliger Direktor des National Hurricane Center (NHC). Die World Meteorological Organization (WMO) arbeitete Ende der 60er Jahre im Auftrag der Vereinten Nationen an einer Studie über Gebäudeschäden verursacht durch Stürme. Federführend bei der Entwicklung einer Skala zur Klassifizierung von Hurrikans war Saffir. Simpson fügte Informationen über Sturmfluthöhen, die Hurrikans jeder Kategorie begleiten, hinzu.
Das Maß, mit dem die Stärke von Hurrikans gemessen wird, ist die höchste in ihrem Bereich auftretende mittlere Windgeschwindigkeit (MWG). Nach Empfehlung der WMO soll dabei das zeitliche Mittel über zehn Minuten gebildet werden. So kann eine kurzzeitig auftretende Böe den Mittelwert weniger verfälschen als bei einem kürzeren Mess-Zeitraum. Die meteorologischen Dienste der USA verwenden allerdings das über nur eine Minute gebildete zeitliche Mittel. Bei der Klassifizierung ist die maximale MWG der am stärksten beachtete Wert eines tropischen Wirbelsturms. Sie bestimmt Art und Umfang der möglicherweise verursachten Schäden, die Wellenhöhe auf dem offenen Meer und die Sturmfluthöhen an den Küsten. Die MWG ist ein guter Indikator sowohl für den Luftdruck in der Nähe des Auges als auch für die Intensität des Luft- und Wassermengenumsatzes und somit des Niederschlags. Einen Zusammenhang zwischen Windgeschwindigkeit, Kerndruck und Niederschlagsmenge gibt es aber nicht.
Kategorie 1: schwach
mittlere Windgeschwindigkeit (MWG): 118 – 153 km/h (32,7 – 42,6 m/s)
Luftdruck: > 980 hPa
Fluthöhe (Sturmflut über Normal): 1,2 –1,6 Meter
Schäden an Bäumen, Sträuchern und nicht verankerten „Mobile Homes“ bzw. Wohnwagen. Eventuell Überschwemmung von Küstenstraßen und leichte Schäden an Hafenanlagen.
Kategorie 2: mäßig
mittlere Windgeschwindigkeit (MWG): 154 – 177 km/h (42,7 – 49,5m/s)
Luftdruck: 980-965 hPa
Fluthöhe (Sturmflut über Normal): 1,7 – 2,5 Meter
Beschädigung an Dächern, Fenstern und Türen von Gebäuden. Stärkere Schäden an Hafenanlagen und Wohnwagen. Bäume knicken um. Küsten- und niedrigliegende Straßen werden zwei bis vier Stunden vor Ankunft des Sturmzentrums überschwemmt. Kleine Boote reißen sich von ihren Liegeplätzen, Autos werden weggefegt.
Kategorie 3: stark
mittlere Windgeschwindigkeit (MWG): 178 – 209 km/h (49,6 – 58,5 m/s)
Luftdruck: 964-945 hPa
Fluthöhe (Sturmflut über Normal): 2,6 – 3,7 Meter
Strukturelle Schäden an kleineren Gebäuden, teilweise Beschädigung von Hauswänden. Laub wird abgerissen, größere Bäume werden umgeknickt, Wohnwagen und Straßenschilder zerstört. Überflutung in Küstennähe – Küstengebiete, die 1,5 Meter oder weniger über dem Meeresspiegel liegen, stehen 15 Kilometer landeinwärts unter Wasser. Evakuierungen beginnen.
Kategorie 4: sehr stark
mittlere Windgeschwindigkeit (MWG): 210 – 249 km/h (58,6 – 69,4 m/s)
Luftdruck: 944-920 hPa
Fluthöhe (Sturmflut über Normal): 3,8 – 5,4 Meter
Starke Schäden an Wänden und Dächern auch größerer Gebäude. Häuser werden bis zur Unbewohnbarkeit beschädigt. Alle Bäume und Sträucher sind umgeweht. Bäume werden hunderte von Metern weggefegt. Strände werden abgetragen. Niedrig liegende Küstenstraßen sind bereits drei bis fünf Stunden vor Ankunft des Sturmzentrums überschwemmt. Küstengebiete, die niedriger als drei Meter über dem Meeresspiegel liegen, werden überflutet.
Kategorie 5: verwüstend
mittlere Windgeschwindigkeit (MWG): >250 km/h (> 69,5 m/s)
Luftdruck: < 920 hPa
Fluthöhe (Sturmflut über Normal): >5,5 Meter
Häuser und Brücken werden zerstört, kleinere Gebäude vollständig um- oder weggeweht. Schiffe werden hunderte von Metern an Land geworfen. Küstengebiete niedriger als fünf Meter sind bis 16 Kilometer landeinwärts überschwemmt.
Stand: 02.07.2004