Ein anderer Erklärungsansatz für Sednas extreme Umlaufbahn stammt von Brian Marsden, der das Minor Planet Center (MPC) der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Cambridge, Massachusetts leitet und für die TNOs zuständig ist. Demnach könnte ein Objekt von der Masse der Erde, das zwischen 400 und 1.000 AE von der Sonne entfernt seine Kreise zieht, Sedna aus ihrer kreisförmigen in eine exzentrische Bahn geschleudert haben.
Das hält Brown aber für unwahrscheinlich, da die Hauptebene der Planeten gut durchmustert ist und ein derart großes Objekt schon gefunden worden wäre. Seinen Berechnungen nach müsste das erdgroße Objekt außerdem in einer Entfernung von nur 70 Astronomischen Einheiten um die Sonne kreisen. Lediglich ein Himmelsabschnitt, der in der Richtung des hellen Milchstraßenzentrums liegt, ist noch nicht durchforstet worden. Die Suche ist dort enorm schwierig, aber Brown und sein Team wollen die Jagd aufnehmen.
Alan Boss vom Carnegie Institute in Washington ist Spezialist für Theorien der Planetenentstehung. Er glaubt nicht an die Idee vom abgelegenen Erdzwilling. Es sei „schwer vorstellbar“, dass sich in den Außenregionen unseres Planetensystems ein riesiger Brocken wie dieser gebildet haben soll. Alan Stern vom Southwest Research Institute hingegen setzt noch einen drauf: Er hält es sogar für wahrscheinlich, dass in der Oortschen Wolke erdgroße Planeten existieren. Seine Argumente beruhen auf einer Computersimulation, die zeigt, dass in der Urzeit des Sonnensystems mögliche erdgroße Objekte mit Uranus und Neptun kollidiert sein könnten.
„Diese Erdzwillinge wären nicht ‚aufgefressen‘, sondern ins äußerste Sonnensystem hinauskatapultiert worden“, erklärt Stern. Erdgroße Planeten auf halber Strecke zum nächstgelegenen Stern? Eine monumentale Herausforderung für die Asteroidensucher. Vielleicht können wir eines Tages im Star Observer davon berichten…
Stand: 07.05.2004