Zahlreiche Einwandererwellen, beispielsweise aus der arabischen Wüste, brachten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neue Einflüsse nach Mesopotamien. Sie führten aber auch zu einem Wettlauf der Stadtstaaten, die in zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen um die Vormacht an Euphrat und Tigris stritten. Bekanntester Herrscher in dieser Epoche war vielleicht der sagenhafte König Gilgamesch von Uruk (um 2.670 vor Christus), der nach der Überlieferung zu einem der ersten Entdeckungsreisenden des Altertums aufstieg. Seine Abenteuer und Heldentaten wurden später im „Gilgamesch-Epos“, der vielleicht bedeutendsten babylonischen Dichtung aller Zeiten niedergeschrieben.
Doch die Geschichte Mesopotamiens kennt noch viele andere berühmte Persönlichkeiten. In Ur, einer der ältesten Städte der Welt, lebte beispielsweise einige hundert Jahre nach Gilgamesch Abraham, der Urvater der israelischen Stämme. Mit seinem Volk brach er um 1.800 vor Christus vom Zweistromland aus nach Palästina, ins gelobte Land Kanaan, auf.
Schon 3.000 vor Christus war im Zweistromland bereits die Stadt entstanden, die die Region prägen sollte wie keine andere: Babylon. Doch erst mit dem Auftreten des Volksstamms der Amoriter um 1.850 vor Christus nahm sie die führende Stellung in Mesopotamien ein. Über einen Zeitraum von anderthalb Jahrtausenden blieb Babylon, 90 Kilometer südlich des heutigen Bagdad gelegen, der kulturelle und verwaltungstechnische Mittelpunkt des Zweistromlandes. Mächtige Könige, wie der als Gesetzesgeber bekannte Hammurabi (1730 bis 1686 vor Christus) oder Nebukadnedzar (604 bis 562 vor Christus), stehen für glorreiche Epochen der Stadtgeschichte und schufen jahrhundertelang sogar ein Weltreich.
Baukunst und Wissenschaften erreichten in Babylonien, wie die Region im Einzugsgebiet des Zweistromlandes zur damaligen Zeit genannt wurde, immer wieder neue Blütezeiten. So entstand in Ninive die große Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipals (669 bis 627 vor Christus) mit der unvergleichlichen Sammlung alter Schriften aus aller Herren Länder. Die Mathematiker der alten Babylonier arbeiteten zudem schon lange vor Pythagoras mit vergleichbaren Methoden. Die hängenden Gärten der Semiramis schließlich, eine terrassenförmige Gartenanlage mit üppiger Pflanzenpracht, wurden damals sogar in die Liste der sieben Weltwunder aufgenommen. Nebukadnedzar ließ sie um 600 vor Christus angeblich als Geschenk für seine Frau anlegen. Bis heute ist allerdings nicht endgültig geklärt, ob sie wirklich existierten oder ob sie nur Hirngespinste griechischer Geschichtsschreiber waren.
Mit der Besetzung Babylons durch die Perser im Jahr 539 vor Christus, die Mesopotamien in zwei Teile, Babylon und Ashur, aufteilten, begann schließlich der schleichende wirtschaftliche Niedergang der Region, der erst in Zeiten des Erdölbooms Mitte des 20. Jahrhunderts zu Ende gehen sollte…
Stand: 13.01.2003