Mesopotamien heute: Spätestens seit den beiden Golfkriegen erinnert nichts mehr an das blühende Land von vor 5.000 Jahren. Der Irak gibt auch zehn Jahre nach dem militärischen Debakel der irakischen Armee noch ein desolates Bild ab. Zerstörte Häuser, kaputte Straßen und Industrieruinen bestimmen weiterhin die Stadtbilder Bagdads oder Basras. Vor allem in den Wüstenregionen im Süden des Irak warten zerbombte Panzer und Bunker bis jetzt auf das Eintreffen der Aufräummannschaften oder einen zügigen Neuaufbau.
Dabei hatte es noch Ende der 1970er Jahre, zu Beginn der Amtszeit Saddam Husseins, in der Republik Irak (Al-Jumhuriyah al-‚Iraqiyah) nach einer Wiederbelebung der guten alten Zeiten Mesopotamiens ausgesehen. Die üppig sprudelnden Ölquellen und die damit verbundenen gigantischen Mengen an Petrodollars, die ins Land kamen, sorgten für eine solide Infrastruktur im Land und für einen ordentlichen Lebensstandard der Bevölkerung.
Städter und Landbevölkerung hatten zudem Zugang zu einem gut funktionierenden Gesundheitssystem mit einem Etat von immerhin 500 Millionen US-Dollar. Das Schulsystem, aber auch Umweltschutztechnologien wie Klär- und Bewässerungsanlagen, waren von erstaunlicher Qualität und sorgten für eine funktionierende Landwirtschaft und ein gutes Bildungsniveau in der Bevölkerung. Anders als in Gottesstaaten wie dem Iran war sogar die Stellung der Frau in der Gesellschaft zumindest ansatzweise fortschrittlich.
Und auch der Tourismus boomte. 1980 besuchten 1,2 Millionen Urlauber aus aller Welt das Zweistromland, um den „Hauch der Geschichte“ zu spüren und Sehenswürdigkeiten wie die Überreste von Ur, Uruk oder Babylon zu besichtigen.
Mehr als zehn Jahre Krieg, aber auch die UNO-Sanktionen sowie innenpolitische Entscheidungen des Hussein-Regimes haben jedoch dazu geführt, dass heute in vielen Regionen des Irak sowohl in Sachen Gesundheit als auch bezüglich der Umwelt vieles im Argen liegt.
Und ein Ende dieser Entwicklung ist noch längst nicht in Sicht. Zum einen wirft der drohende neue militärische Konflikt seinen Schatten längst voraus. Zum anderen sorgt schon der heutige Status Quo im Irak mit den strengen Sanktionen der UNO dafür, dass der Wiederaufbau des Landes und seiner Infrastruktur nur schleppend voran geht.
Stand: 13.01.2003