„Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich’s Wetter oder es bleibt wie’s ist.“ Gegen diese Bauernregel ist wohl nicht viel einzuwenden, aber wie steht es mit anderen? Welchen Einfluss hat der Siebenschläfertag wirklich und macht der April tatsächlich was er will?
Diese Frage stellte sich wohl auch der Berliner Meteorologie-Professor Horst Malberg, denn er hat über 400 dieser Volksweisheiten untersucht und auf ihre Richtigkeit überprüft. Das Ergebnis: Tatsächlich beträgt die Treffsicherheit der Bauernregeln für kurzfristige Vorhersagen 80 bis 100 Prozent. Auf den ersten Blick ein verblüffendes Resultat. Schließlich erreichen selbst unsere modernen Wettervorhersagen mit der Unterstützung einer ganzen Datenflut ebenfalls „nur“ eine Genauigkeit von 90 Prozent.
Auf den zweiten Blick ist die Voraussagekraft der Bauernregeln nicht ganz so erstaunlich. Unsere Vorfahren lernten schon früh, die Natur genau zu beobachten. Ob der Himmel sich verfärbte, die Schwalben niedrig flogen oder der Mond einen Hof hatte, konnte unter Umständen darüber entscheiden, ob die Ernte eines ganzen Jahres gefährdet war oder ein schwerer Sturm drohte. Es lohnte sich also, die Zeichen der Natur zu bemerken.
Oftmals beziehen sich die Bauernregeln auf bestimmte Wettervorboten, die wiederum auf physikalischen Prinzipien beruhen und daher eine grobe Einschätzung der meteorologischen Vorgänge zulassen. Die Regel „Abendrot – Gutwetterbot‘. Morgenrot – mit Regen droht“ ist ein Beispiel dafür. Die physikalische Erklärung: Der rote Abendhimmel weist auf eine Atmosphäre ohne Störungen und somit auf eine stabile Wetterlage hin. Ein rot gefärbter Sonnenaufgang dagegen kommt durch trockene, kalte Luftmassen zustande. Das Wetter kann sich verschlechtern.
Andere Bauernregeln beziehen sich auf Wetterereignisse, die immer wieder zu bestimmten Jahreszeiten auftreten, die sogenannten Singularitäten. Meist gehen sie auf jahreszeitentypische Großwetterlagen zurück. So umschreibt die Regel „Der April macht, was er will“ den Umstand, dass sich der europäische Kontinent durch die Sonneneinstrahlung schneller erwärmt als das Meer. Dadurch bildet sich eine Nord-Süd-gerichtete Tiefdruckrinne und Kaltlufteinbrüche aus den polaren Gebieten können wechselhaftes Wetter und Schauer bringen.
Auch der Siebenschläfertag, der das Wetter für die nächsten sieben Wochen bestimmen soll, ist ein solches Beispiel, denn die erste Juniwoche ist entscheidend für die Wetterentwicklung des Hochsommers. Ist es in dieser Zeit regnerisch, hat sich die monsunartige Wetterlage der Schafskälte gehalten und wird auch in den folgenden Wochen das Wetter beherrschen. Wenn sich aber zu diesem Zeitpunkt das Sommerloch etabliert hat, bleibt es warm und trocken.
Allerdings gilt dies nicht nur für den Siebenschläfertag, sondern für die Zeit um den fünften Juni herum. Die Festlegung auf einen Tag diente vermutlich dazu, sich die Regel besser merken zu können. Heute liegt der Siebenschläfertag sowieso auf einem anderen Datum, da sich der Kalender im Laufe der Geschichte um einige Tage verschoben hat.
Und was ist mit dem berühmten Wetterfrosch? Eine Studie der Universität Zürich hat die Prophetenkunst der Amphibien untersucht. Danach existieren keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen der Kletterlust der Frösche und dem kommenden Wetter. Vermutlich klettern sie nur ihrer Beute nach. Bei sonnigem Wetter steigt nämlich warme Luft auf und mit ihr auch kleinere Insekten. Die Frösche und auch Schwalben müssen sich also in die Höhe begeben, um an Nahrung zu kommen. Damit reagieren sie aber nur auf bereits vorhandene Wetterlagen und liefern keine Vorhersage.
Stand: 26.09.2002