Nicht nur das Tote Meer hat’s schwer, auch die Umweltschutzorganisationen in der Region wie Friends of the Earth Middle East (FoEME) müssen sich bei ihren Versuchen zur Rettung des extrem salzigen Binnengewässers vorkommen wie Don Quichote von la Mancha bei seinem aussichtslosen Kampf gegen die Windmühlen.
Bereits seit Jahren weisen sie in Kampagnen wie „Let the Dead Sea Live“, in Pressemitteilungen und Fernsehberichten auf die Gefahr des Austrocknens des Toten Meeres hin, ohne dass von Seiten der Verantwortlichen irgendetwas Konkretes unternommen wurde. Dies ist umso erstaunlicher, weil das Tote Meer bei einer weiteren Verlandung nicht nur ein ökologisches Desaster erleben, sondern auch viel von seiner Attraktivität für den lukrativen Tourismus verlieren würde.
Trotzdem gehen die Planungen von Staat und Tourismusindustrie auch heute noch in eine völlig andere Richtung. So ist nach Informationen von FoEME geplant die touristische Bettenkapazität von heute 4.000 auf unvorstellbare 55.000 zu erhöhen.
Gerade ökologisch sensible Gebiete an den westlichen und östlichen Ufern des Toten Meeres sollen mit Hotelanlagen, Wasserparks oder Shopping-Centern bebaut werden. Eine Katastrophe für die dort heimische Tier- und Pflanzenwelt. Das Tote Meer selber droht dagegen zur Kloake zu degenerieren. Nach Berechnungen von Friends of the Earth würde sich die Menge an nicht gereinigten Abwässern, die in das Gewässer gepumpt werden, von heute 15 Millionen auf 35-50 Millionen Kubikmeter erhöhen.
Der Süßwasserbedarf für die zukünftigen Touristenströme würde aber dem Toten Meer vermutlich noch viel eher den Garaus machen als bisher prophezeit…
Friends of the Earth Middle East setzt sich deshalb zusammen mit anderen Umweltorganisationen aus Israel, Palästina und Jordanien dafür ein, den Tourismus auf die traditionellen Gebiete im Norden und Süden des Toten Meeres zu begrenzen und dort auch auf Öko- oder nachhaltigen Tourismus zu setzen. Erforderlich ist nach Ansicht der Umweltschützer zudem ein multinationaler Entwicklungsplan für die Region, der Chancen und Grenzen des Tourismus verbindlich festlegt.
FoEME hat darüberhinaus den Vorschlag gemacht, beim Toten Meer eine so genannte „red line“ einzuführen. Sobald der Wasserspiegel unter diese Notfallmarke absinkt, müssen nach Meinung der Umweltschutzorganisation Maßnahmen ergriffen werden, damit das Wasser wieder steigt.
Langfristiges Ziel von FoEME ist es jedoch, das Tote Meer über die UN als schützenwertes Biosphärenreservat und Weltkulturerbe ausweisen zu lassen und damit einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen in der Region den Weg zu bereiten. Bis dies allerdings so weit ist, kann es für das einzigartige Binnengewässer bereits zu spät sein…
Stand: 06.09.2002