Erst Mitte des 18. Jahrhunderts geht die Erforschung der arktischen Gefilde weiter. Der Brite Charles Middleton untersucht 1741 mit mehreren Schiffen die Hudsonbai, Vitus Bering – 1728 und 1741 – sowie James Cook auf seiner dritten Reise von 1776 bis 1780 versuchen, von Westen aus einer möglichen Durchfahrt auf die Spur zu kommen. Immerhin entdecken und erforschen sie dabei eine Schlüsselstelle für die Nordwestpassage: die Beringstraße.
Run zum Nordpol
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts rückt dann die Erforschung des Nordpols immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Nicht nur die britische Royal Society hält es für möglich diesen „interessanten geografischen Punkt“ zu erreichen, auch andere Nationen beteiligen sich am „Run“ zum Nordpol. Das Ganze erscheint gar nicht mal so schwierig. In Forscherkreisen glaubt man, dass der Nordpol in einem warmen Meer liegt, das allerdings von einem Eisgürtel umgeben ist, den man zunächst überwinden muss, um zum Pol vorstoßen zu können.
Constantine Phibbs gelangt mit seinen Schiffen nahe Spitzbergen immerhin bis auf 80° 48′ Nord. William Scoresby erreicht 1806 bei seiner Expedition sogar 81° 31′ Nord. Als studierter Wissenschaftler kartiert er dabei mehr als 1.000 Meilen der grönländischen Ostküste, untersucht und zeichnet die Form von Schneeflocken und mikroskopiert Plankton.
Motivierende Prämie
Auf der anderen Seite geht auch die Suche nach der Nordwestpassage mit unvermindertem Einsatz weiter. Schon 1744 hat die britische Regierung eine Prämie ausgelobt, um die Motivation der Entdecker und ihrer Expeditionscrews zu steigern. 20.000 Pfund soll derjenige erhalten, der diese Passage findet. Immerhin noch 5.000 Pfund stehen für den bereit, der den 89. Breitengrad auf dem Seeweg erreicht.
Die erste Prämie sichert sich William Edward Parry, der mit seinen Schiffen Hecla und Griper den Lancaster-Sund nordlich von Baffin Island durchquert und dann tief in den Viscount Melville-Sund vor Victoria Island eindringt. Für die Überquerung von 110° westlicher Länge streicht er 1820 die dafür ebenfalls ausgesetzten 5000 Pfund ein.
Umkehr kurz vor dem Ziel
Doch die zahlreichen Entdeckungen und wissenschaftlichen Aufzeichnungen wie Kartierungen und Strömungsmessungen bringen nicht nur den Forschern Ruhm und finanzielle Anerkennung, an ihre Fersen heften sich auch zahlreiche Geschäftemacher. Walfänger folgen den Routen der bekannten Seefahrer und finden fast überall frische, reiche Fanggründe und der Pelztierhandel erlebt eine Blütezeit.
Das nächste Highlight beim Wettlauf zum Nordpol setzt nur wenige Jahre später erneut Parry. Von Spitzbergen macht er sich mit einigen Begleitern, Booten und Schlitten auf den Weg über das Eis nach Norden. Rekord! Bis auf 82° 7′ Nord schaffen es die Forscher, dann müssen sie der bitteren Kälte, den Stürmen und dem Packeis Tribut zollen. 800 Kilometer vom Pol entfernt, bleibt keine andere Wahl als enttäuscht umzukehren.
Ungeahnte Chance
Schlag auf Schlag geht es jetzt jedoch weiter bei der Eroberung der Arktis. 1829 brechen der erfahrene Arktisforscher John Ross und sein Neffe James Clark Ross mit der Victory auf mit dem Ziel die Nordwestpassage zu finden. Bis nahe Felix Harbour an der Boothia-Halbinsel dringen sie mit ihrem Raddampfer vor, bevor technische Defekte am Schiff und vor allem mächtige Eismassen sie stoppen.
Eine Chance, die begehrte Nordwestpassage zu entdecken haben sie nun nicht mehr, dafür eröffnet sich in ihnen eine andere ungeahnte Chance: Bei ihren Streifzügen zur Erkundung des Festlandes bleibt ihnen nicht verborgen, dass es bis zum magnetischen Pol nicht mehr weit ist. Mit Schlitten und einigen Inuit als Begleitung stürmt der jüngere James Clark Ross auf sein Ziel zu. Am 1. Juni 1831 schließlich ist der ersehnte Punkt erreicht. James Clark Ross steht als erster Europäer auf dem magnetischen Pol der Nordhalbkugel. Der geografische Nordpol, die Nordwest- und die Nordostpassage zum Pazifik sind jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts noch immer nicht bezwungen.
Stand: 27.05.2002