Angesichts von Tausenden, nicht unbedenklichen Chemikalien, die weltweit in Umlauf sind, erscheint das Verbot des „Dreckigen Dutzend“, der zwölf besonders giftigen Substanzen – als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Chemische Industrie bringt noch immer gefährliche Umweltgifte auf den Markt: Krebserregende Flammschutzmittel, die aus Computern ausgasen, giftige Weichmacher in Kinderspielzeug, Kunststoffzusätze, die hormonelle Veränderungen bewirken.
So kommt der Mensch im Alltag mit Zehntausenden Chemikalien in Kontakt, von denen niemand weiß, wie gefährlich sie tatsächlich sind. Innerhalb der letzten sechs Jahre sind nach Greenpeace-Umweltexperte Manfred Kautter nur etwa 19 der rund 50.000 Chemikalien – die allein auf dem europäischen Markt existieren – auf ihre Auswirkungen für Mensch und Umwelt untersucht worden. Obwohl bei 14 dieser 19 Chemikalien schwerwiegende Risiken bekannt sind, habe die EU bis heute in keinem einzigen Fall Gegenmaßnahmen erarbeitet. So würden selbst anerkanntermaßen gefährliche Stoffe nicht verboten.
Der Chemie-Experte wirft der EU-Chemikalienpolitik eklatantes Versagen vor. Die 1993 in Kraft getretene EU-Chemikalienverordnung sieht Bewertung und Kontrolle der auf dem Markt befindlichen Chemikalien vor. Das dies nur allzu schleppend umgesetzt wird, läge in den umfangreichen und komplizierten Prüfungsverfahren der Industrie. „Bei dem gegenwärtigen Schneckentempo dauert die Chemikalienbewertung noch bis zu 25.000 Jahre.“
Stand: 21.05.2002