Nicht nur die Amalgamhersteller zogen sich Anfang der 90er Jahre aus der Produktion zurück, die Amalgam-Gegner bekamen auch durch eine Reihe namhafter Studien und Gutachten Schützenhilfe. Das „Kieler Amalgamgutachten“, 1997 vom Kieler Institut für Toxikologie erstellt, veranlasste die Staatsanwaltschaft des Frankfurter Landgerichts schließlich zu folgender Stellungnahme: „Von Amalgamplomben geht offenbar eine nicht unerhebliche Gefahr für die menschliche Gesundheit aus. Amalgam kann krank machen, das heißt, Amalgam ist generell geeignet, gesundheitliche Beschwerden bei einer relevanten Anzahl von Amalgamträgern auszulösen“.
Amalgam-Befürworter unter Druck
Die Studien und Gutachten belegen die Freisetzung von Quecksilber aus Amalgamplomben sowie dessen Anreicherung im Organismus. Damit entkräften sie die gängigsten Argumente der Amalgam-Befürworter:
-Quecksilber sei in den Plomben fest gebunden, es entweiche nichts -Die Menge des beim Legen der Plomben freigesetzten Quecksilbers sei minimal, es reichere sich nicht im Organismus an
-Amalgamträger wiesen keine erhöhten Quecksilber-Werte in Blut oder Urin auf
-Über Nahrung und Atemluft würde mehr Quecksilber aufgenommen
Dass aus den Amalgamplomben sehr wohl Quecksilber entweichen kann, bewies schon 1993 der „Tübinger Speicheltest“ des Instituts für Umweltanalytik. Die Untersuchungen von 20.000 Speichelproben von Amalgamträger ergaben: Amalgamfüllungen setzen ständig Quecksilber und andere Schwermetalle frei. Dabei besteht eine lineare Abhängigkeit zwischen dem Quecksilbergehalt im Speichel und der Zahl der Füllungen. Bei 43 Prozent der Probanden wurden so die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Teil um ein Vielfaches überschritten.
Wie aber gelangt das Quecksilber in den Speichel?
Die im Mund waltenden chemischen und mechanischen Kräfte vermögen das Quecksilber aus den Plomben herauszulösen. Dies geschieht in besonderem Maße beim Genuß heißer oder saurer Getränke wie Tee, Kaffee oder Fruchtsäften. Gerade bei Kaugummikauern oder Zähneknirschern kommt es zudem zu einem erhöhten „Abrieb“ der Plomben – und das nicht nur bei schadhaften Füllungen.
Amalgamträger können schon nach zehnminütigem Kaugummikauen Werte von bis zu mehreren hundert Mikrogramm Quecksilber pro Liter Speichel erreichen – die Trinkwasserverordnung erlaubt einen maximalen Gehalt von nur einem Mikrogramm pro Liter (1µg/l). Auch
fleißiges Zähneputzen führt zur verstärkten Freisetzung von Quecksilber durch die „abradierende“ Wirkung der Zahnbürste. Nach dem Putzen stieg in Versuchen die Quecksilberkonzentration im Speichel auf durchschnittlich 157 µg/l, im schlimmsten Fall sogar auf 1426 µg/l. Die Werte blieben ein bis zwei Stunden erhöht.
Quecksilber verdampft bei Körpertemperatur
Die im Speichel gelösten Schwermetalle gelangen über die Mundschleimhaut oder den Magen-Darm-Trakt in die Blutbahn und so in den Organismus. Was jedoch noch wesentlich schädlicher ist: Quecksilber verdampft bei Körpertemperatur. So verflüchtigt sich im Mund – je nach Alter und Qualität der Plomben, Eß-, Kau- und Putzgewohnheiten der Träger – eine mehr oder weniger große Menge an Quecksilber. Die giftigen Dämpfe gelangen über die Nerven im Mund-Nasen-Raum auf direktem Wege ins Gehirn oder aber durch das Einatmen über die Lunge in Blutkreislauf und Organe. Das Quecksilber reichert sich – so die Amalgam-Gegner – schliesslich dauerhaft in Niere, Leber, Gallenblase, Schilddrüse, Herz, Fettgewebe, Knochenmark und vor allem im Gehirn an.
Bewiesen werden konnte die Anreicherung im Organismus durch den eindeutigen Zusammenhang zwischen der Anzahl mütterlicher Plomben und der Quecksilberbelastung des Neugeborenen. Auch die Obduktion von 168 Leichen am Münchner Institut für Rechtsmedizin festigte diese These: Die Speicherorgane Niere, Leber und Gehirn der Verstorbenen waren stark mit Quecksilber belastet. Dieses stammte eindeutig aus Amalgamlegierungen und seine Konzentration korrelierte mit der Zahl der Füllungen.
Die entscheidende Quelle der Quecksilberbelastung des Menschens besteht demnach nicht aus der Aufnahme über Nahrung oder Luft, sondern aus der Freisetzung aus Amalgamfüllungen. Diese ist um ein vielfaches höher und aufgrund ihrer Dampfförmigkeit zudem gefährlicher.
Stand: 21.05.2002