Besonders hoch ist die Quecksilberbelastung beim zahnärztlichen Legen und Polieren der Füllungen. Die weiche Amalgam-Legierung wird schichtweise in den Zahn eingebracht. Das Erhärten der Oberfläche dauert mehrere Tage, die des Kerns sogar mehrere Wochen bis Monate. Dabei verdampfen hohe Mengen an Quecksilber. Beim Polieren der Plomben werden noch einmal erhebliche Mengen an Quecksilber- und Zinndämpfen freigesetzt. So hält selbst das Bundesgesundheitsamt in seinen Ausführungen über die Nebenwirkungen des „Arzneimittels“ Amalgam fest: „Durch das Legen von Amalgamfüllungen kommt es zu einer Erhöhung der Quecksilberkonzentrationen in Blut und Urin.“
Laut Amalgam-Gegnern verbleibt das Quecksilber nach derartigen Spitzenbelastungen jedoch nur für wenige Tage in Blut oder Urin – und ist so auch nur für kurze Zeit nachweisbar. Ein Teil wird ausgeschieden, ein anderer lagert sich eben im Organismus ab. So sind in Blut und Urin von Amalgamträgern in den seltensten Fällen erhöhte Quecksilberwerte festzustellen, der laborchemische Befund ist unauffällig. Und genau mit diesem Umstand argumentieren die Amalgam-Befürworter: Die gemessenen Belastungen lägen unter den WHO – Grenzwerten. Dabei sage die Konzentration in Blut und Urin nichts darüber aus, wieviel Quecksilber in den Speicherorganen angereichert ist – entgegnet die andere Seite.
Wie der Organismus allein durch das Legen von Amalgamplomben dauerhaft mit Quecksilber belastet wird, konnte anhand zweier kanadischer Tierversuchsstudien gezeigt werden. Schafen und Affen wurden radioaktiv markierte Füllungen eingesetzt und die Tiere daraufhin radiologisch durchleuchtet. Bereits nach 24 Stunden waren Gehirn, Rückenmark, Nebenniere, Darmwand und die Hormondrüsen mit Quecksilber verseucht. Die Konzentrationen waren auch noch ein halbes Jahr nach dem Experiment in den Organen nachzuweisen – sie waren eben nicht problemlos wieder ausgeschieden worden.
Doch die Amalgam-Befürworter erkennen das Experiment nicht an: die Ergebnisse seien nicht übertragbar, da Schafe und Affen genetisch vom Menschen zu weit entfernt seien. Diese Aussage ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es in der pharmazeutischen Industrie gang und gäbe ist, die Nebenwirkungen von Medikamenten in Tierversuchen – zumeist an Ratten – zu testen.
Was kaum jemand weiß: Die zahlreichen Studien haben auch die Behörden in Deutschland zum Umdenken bewegt. Durch das Bundesgesundheitsamt und dessen Nachfolgebehörde das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wurden seit Anfang der 90er Jahre schrittweise Einschränkungen ausgesprochen. Der Tenor: Amalgam sollte nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen. „Zahnärztliche Amalgame stellen eine wesentliche Quelle der Quecksilberbelastung der Bevölkerung dar“ und daher sollte „die Zahl der Amalgamfüllungen für den einzelnen Patienten so gering wie möglich sein.“
Dennoch kam eine durchgeführte Risikobewertung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte vor einem Jahr zu dem Schluss: Ordnungsgemäß gelegte Amalgamfüllungen schaden der Gesundheit nicht. Doch die Realität sieht anders aus: Untersuchungen hatten ergeben, dass der Zustand von ca. 80 Prozent der in deutschen Arztpraxen gelegten Amalgamplomben mangelhaft ist. Der Streit geht also weiter…
Stand: 21.05.2002