Millionen Menschen in Deutschland arbeiten dann, wenn andere schlafen – in der Nacht. Nach neuesten Studien leistet durchschnittlich jeder fünfte Arbeitnehmer Nacht- oder Schichtarbeit – mit teilweise erheblichen Folgen für die Gesundheit. Durch die Schichtarbeit stimmt der Tagesablauf mit dem von der inneren Uhr vorgegebenen Schlaf-Wach-Rhythmus nicht mehr überein.
Arbeiten gegen die Innere Uhr
Während der Nacht ist der Körper eigentlich auf Ruhe eingestellt, die Konzentrationen des leistungsschwächenden und müdemachenden Schlafhormons Melatonin sind extrem hoch. Statt zu schlafen sollen Körper und Geist jetzt aber Leistung bringen – und das, obwohl die Dunkelheit doch ganz klar „Nacht“ signalisiert.
Am Morgen, nach der Schicht, das gleiche Spiel mit umgekehrten Vorzeichen: Wenn es hell wird und im Körper langsam alle Uhren auf „wach“ gestellt werden, das Melatonin absinkt und die Temperatur ansteigt – ausgerechnet dann soll geschlafen werden. Kein Wunder, dass der Versuch, den entgangenen Nachtschlaf gegen die innere Uhr nachzuholen, meist wenig erfolgreich ist.
Das gleiche Problem tritt auch beim Jetlag, beispielsweise nach einem Transatlantikflug auf: Nach einem Sprung in eine andere Zeitzone stimmen Lebensrhythmus und äußere Signale plötzlich nicht mehr mit der inneren Uhr überein. Als Folge geraten unsere Rhythmen gehörig durcheinander.
Signale helfen
Doch was tun? Chronobiologen wissen inzwischen, dass die innere Uhr sich sehr wohl an den veränderten Rhythmus gewöhnen kann, aber sie braucht dafür Zeit – und die richtigen Zeitgeber.
Die biologische Uhr lässt sich immer nur um wenige Stunden auf einmal verstellen, und selbst dann hinken einige der zahllosen unterschiedlichen Zyklen und Rhythmen in unserem Körper dieser Umstellung hinterher. Untersuchungen zeigen, das es bei Schichtarbeitern rund eine Woche dauert, bis sich unsere innere Uhr die neuen Schlaf-Wach-Wechsel zu eigen gemacht hat und alle biologischen Rhythmen wieder einigermaßen synchron schwingen. Beim Jetlag kann es je nach Konstitution zwischen wenigen Tagen und wenigen Wochen dauern, bis Umwelt und Körper sich wieder einig sind.
Klappen tut das Ganze allerdings ohnehin nur dann, wenn auch die Außenbedingungen der inneren Uhr die richtigen Signale liefern. Im Falle der Schichtarbeit heißt dies: Tagsüber möglichst in verdunkelten Räumen schlafen, nachts bei hellem Licht arbeiten. Jetlag-Geplagten empfehlen die Chronobiologen, sich am neuen Ort so viel wie möglich draußen im Sonnenlicht aufzuhalten – nur dann kann das Licht seine Aufgabe als Zeitgeber der inneren Uhr erfüllen.
Stand: 27.03.2002