Echtes Fleisch – aber umweltfreundlich und artgerecht produziert. Die Vorstellung, dass es dies in Form von In-vitro-Fleisch bereits in wenigen Jahren geben könnte, ist ohne Zweifel verlockend. Fakt ist aber auch: Bis es so weit ist, müssen Forschung und Industrie noch einige Hürden überwinden.
Da wäre zum Beispiel die derzeit noch nicht vorhandene Möglichkeit der Massenproduktion. Wie lässt sich Fleisch im Labor besonders effizient herstellen? Welche Zellen und welche Nährmedien eignen sich am besten dafür? All dies sind Fragen, die momentan noch in vielen Punkten offen sind.
Alles öko?
Ein weiterer Unsicherheitsaspekt: Die Hersteller von In-vitro-Fleisch gehen davon aus, dass sich ihre Erzeugnisse deutlich ökologischer produzieren lassen als das konventionelle Pendant. Aber stimmt das auch? Sicher einsparen wird man mit solchen Verfahren Landressourcen. Denn es müssen definitiv weniger Tiere gehalten werden. Forscher arbeiten aktuell sogar daran, eine Art von „unsterblichen“ Zellen zu züchten, sodass nicht immer wieder neues Material aus lebenden Tieren entnommen werden muss.
Wie gut die Ökobilanz allerdings insgesamt sein wird, ist jedoch weniger klar. Bei Rindfleisch könnte es Studien zufolge ganz gut aussehen – vor allem wegen des Methan-Problems. Bei Schwein und Huhn gestaltet sich die Sache demnach womöglich schon anders. Klar ist: Die Bioreaktoren, in denen Burger und Co einmal heranwachsen sollen, werden viel Energie verbrauchen.
Von wegen kein Tierleid
Wer Fleisch aus dem Reagenzglas auch als Möglichkeit zur Vermeidung von Tierleid ansieht, wird aktuell ebenfalls noch enttäuscht. Zwar fällt das massenhafte Schlachten von Lebewesen weg. Allerdings enthält die für die Zellkulturen verwendete Nährlösung häufig fetales Kälberserum.
Dieses wird dem noch lebenden Fötus aus dem Herzen entnommen, der anschließend im Mutterleib getötet wird – ein qualvoller Prozess für Kalb und Mutterkuh. Dass dies aus ethischen Gründen langfristig nicht das Mittel der Wahl sein kann, haben Wissenschaftler erkannt. Sie suchen bereits nach pflanzlichen Stoffen, die Zellen in vergleichbarer Weise zur Vermehrung anregen können.
Wie steht es um die Akzeptanz?
Lassen sich all diese Probleme lösen, könnte das „Kunstfleisch“ tatsächlich zum Erfolg werden. So zeigt eine Bevölkerungsumfrage des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT): Die Mehrheit der Befragten kann sich In-vitro-Fleisch als mögliche Alternative vorstellen und ist seinem Konsum zumindest grundsätzlich nicht abgeneigt.
Daniela Albat
Stand: 17.08.2018