Flugsaurier konnten wahrhaft beeindruckende Größen erreichen: Der während der späten Kreidezeit im Gebiet des heutigen Nordamerika heimische Quetzalcoatlus northropi brachte es beispielsweise auf Flügelspannweiten von elf Metern – und besaß damit die Abmessungen eines kleinen Cessna-Flugzeugs. Ähnlich groß dürfte Hatzegopteryx thambema gewesen sein, eine Art aus Rumänien.
Ein neuer Gigant
Mit diesen Ausmaßen gelten die beiden als die bisher größten bekannten Pterosaurier. Doch dies könnte sich nun ändern. Denn Paläontologen haben in Rumänien kürzlich die Knochen eines weiteren, urzeitlichen Giganten entdeckt. Fossilienfragmente mehrerer Individuen dieser vorläufig „Dracula“ getauften Flugsaurier-Spezies lassen darauf schließen, dass ihre Vertreter Spannweiten von 12 bis 13 Metern erreichten – womöglich sogar bis zu 20.
Die wissenschaftliche Publikation dazu steht zwar noch aus. Doch die beteiligten Forscher sind sich über einen Punkt schon jetzt einig, wie sie anlässlich der Präsentation einer lebensgroßen Rekonstruktion des Dracula-Skeletts Ende März im Museum Altmühltal in Denkendorf verlauten ließen: Quetzalcoatlus und Co sind als Größen-Champions entthront.
Saurier im Adlerformat
Es ist auch spektakulären Funden wie diesem zu verdanken, dass die Pterosaurier heute oft mit riesenhaften Wesen assoziiert werden. Doch längst nicht alle Vertreter dieser Gruppe bewegten sich mit ihrer Körpergröße in derartigen Dimensionen. Tatsächlich gab es die Saurier neben dem Riesenformat in fast allen Größenordnungen, in denen es heute Vögel gibt.
So tummelten sich im Dino-Zeitalter etliche große bis mittelgroße Spezies auf der Erde, wie fossile Funde belegen: „Pterosaurier-Arten mit Spannweiten von 2,50 bis drei Metern waren häufig“, sagt Elizabeth Martin-Silverstone von der University of Southampton. Knochen von deutlich kleineren Flugsauriern sind zwar seltener erhalten – aber auch sie existierten.
Nur möwengroß
Einer der bisher kleinsten gefundenen Pterosaurier lebte vor rund 77 Millionen Jahren und gehört zu den Azhdarchoidea, einer Gruppe zahnloser Kurzschwanz-Flugsaurier: Die Mini-Art hatte eine Flügelspannweite von lediglich 1,50 Metern. Das entspricht in etwa der Größe einer Silbermöwe.
Nicht ausgeschlossen ist, dass es sogar noch viel kleinere Pterosaurier-Varianten gab. Ob Forscher dafür jemals Belege finden werden, scheint allerdings fraglich. „Die hohlen Knochen der Flugsaurier sind selbst bei großen Arten nur sehr schlecht konserviert“, erklärt Martin-Silverstone. Die Gebeine kleinerer Spezies sind noch fragiler – Funde wie der möwengroße Saurier stellen daher eine echte Rarität dar.
Daniela Albat
Stand: 08.06.2018