Die letzten Pterosaurier verschwanden am Ende der Kreidezeit vor rund 65 Millionen Jahren. Wie ihre entfernten Verwandten, die Dinosaurier, fielen sie damals dem wahrscheinlich durch einen Asteroideneinschlag ausgelösten Massenaussterben zum Opfer. Allerdings war dies offenbar nur der finale Todesstoß für die einstigen Herrscher der Lüfte.
Die Zahl der Flugsaurier hatte schon einige Zeit davor begonnen, deutlich abzunehmen. Am Ende des Kreide-Zeitalters gab es dann nur noch wenige Arten aus einer einzigen Familie, die schließlich mit ihren landlebenden Cousins das Ende fanden – das zumindest legte die fossile Überlieferung bisher nahe.
Fliegende Konkurrenz
Über die Gründe dieses Rückgangs der zuvor so vielfältigen und weit verbreiteten Tiergruppe gibt es viele Vermutungen. Wurde ein raueres Klima den Flugsauriern zum Verhängnis? Oder wurden sie womöglich durch die Konkurrenz anderer flugfähiger Wesen verdrängt: den frühen Vögeln, die sich damals zunehmend erfolgreich ausbreiteten?
All diese Spekulationen könnte ein neuer Fund allerdings nun hinfällig machen. Denn kürzlich haben Wissenschaftler um Nicholas Longrich von der University of Bath im Norden von Marokko hunderte Pterosaurier-Fossilien entdeckt. Das Besondere: Die Knochen sind etwas über 66 Millionen Jahre alt und stammen damit aus der Zeit kurz vor dem mutmaßlichen „Dinokiller-Einschlag“.
Doch nicht ausgestorben
Die sterblichen Überreste gehören zu Flugsauriern, die Größen zwischen zwei und fast zehn Metern erreichten und zu Lebzeiten vermutlich ganz unterschiedliche ökologische Nischen besetzten. Unter anderem entdeckten die Forscher Knochen von Tethydraco, einem Flugsaurier aus der Familie der Pteranodontidae, die nach der bislang verbreiteten Lehrmeinung zu dieser Zeit bereits seit 15 Millionen Jahren ausgestorben war.
Insgesamt repräsentiert der Fund drei Familien von Pterosauriern und mindestens sieben Spezies. Damit ist diese Flugsaurier-Ansammlung die vielfältigste, die aus der letzten Phase der Kreidezeit bekannt ist. Und das bedeutet: Die Artenvielfalt der Pterosaurier war kurz vor ihrem gemeinsamen Untergang mit den Dinosauriern größer als gedacht.
Abrupt verschwunden
Demnach scheinen die Saurier doch nicht allmählich von der Bildfläche verschwunden zu sein: „Unsere Funde sprechen für ein abruptes Massenaussterben der Flugsaurier“, schreiben Longrich und seine Kollegen. Befanden sich die Dino-Verwandten zum Zeitpunkt des Asteroideneinschlags also doch noch inmitten ihrer Blütezeit? Das Team um Longrich glaubt, ja: Es fehlten bisher nur die Fossilien, um dies erkennen zu können.
Daniela Albat
Stand: 08.06.2018