{1l}
Noch vor 50 Jahren war die Nordpolarregion wenig mehr als ein weitgehend leeres Gebiet irgendwo im eisigen Nirgendwo – vom Rest der Welt weitgehend ignoriert. Zwar umfasst die Arktis rund 20 Millionen Quadratkilometer – das ist sechsmal so groß wie das Mittelmeer. Aber die lebensfeindliche Kälte und der dicke Eispanzer machten diese Region wenig zugänglich.
Auch die fünf Arktis-Anrainer maßen ihren nördlichsten Gebieten lange wenig Bedeutung bei. Denn eine Erkundung oder gar Erschließung lohnte sich schlicht nicht. Inzwischen jedoch hat sich dies gewandelt – dank des Klimawandels. Denn die schmelzende Eisdecke legt immer weitere Teile der Arktis frei und enthüllt auch ihren ungeheuren Rohstoffreichtum.
Von Diamanten bis Erdöl
Auf dem arktischen Festland, das rund die Hälfte des Nordpolargebiets ausmacht, finden sich vor allem viele mineralische Bodenschätze: Im hohen Norden Schwedens und Kanadas warten Eisenerze, in Sibirien und Grönland gibt es reiche Vorkommen von Nickel, Seltenerdmetallen und Platin und in Alaska Zink, Blei und Silber. Sogar Gold und Diamanten schlummern in noch unausgebeuteten Lagerstätten unter Eis und Gestein.
Noch größer aber ist der Rohstoffreichtum unter dem Nordpolarmeer. 2008 ergab eine Studie des US Geological Survey (USGS), dass rund 13 Prozent aller weltweit bisher unentdeckten Erdöl-Reserven und sogar 30 Prozent aller Erdgasvorkommen in der Arktis liegen könnten, 84 Prozent davon unter dem Meeresgrund der arktischen Schelfgebiete.
„Größtes noch unerkundetes Fördergebiet der Erde“
„Die ausgedehnten arktischen Kontinentalschelfe könnten das geografisch größte noch unerkundete Petroleum-Fördergebiet der Erde sein“, konstatierten die USGS-Forscher. Insgesamt beziffert das USGS die in der Arktis noch unentdeckten konventionellen Ölreserven auf 90 Milliarden Barrel und die Erdgasvorkommen auf 47 Billionen Kubikmeter. Die größten Öl-Vorkommen verorten die Forscher vor den Küsten Alaskas und Grönlands, das meiste Erdgas könnte in der Barentssee, im westsibirischen Becken und vor Alaska lagern.
Schon jetzt stammen zehn Prozent des weltweit geförderten Erdöls und ein Viertel allen Erdgases aus der Arktis. Bisher allerdings liegen die Förderanlagen fast ausschließlich auf dem Festland – meist in Alaska und im Norden Russlands. Zu den wenigen Ausnahmen gehört die Offshore-Gasförderung nördlich von Hammerfest in Norwegen und die ÖL- und Gasförderung in der Prudhoe-Bay in Alaska.
Nadja Podbregar
Stand: 18.11.2016