Ob in den Tropen, in gemäßigten Breiten und sogar bis in den hohen Norden: Bäume gibt es fast überall. Rund drei Billionen dieser Pflanzen wachsen auf der Erde – und das in einer schier unglaublichen Vielfalt. Während manche Bäume spitze Nadeln als Kleid tragen, schmücken sich andere mit gezackten oder herzförmigen Blättern. Ihre Rinde ist mal glatt, mal gefurcht, mal braun, mal weiß. Es gibt zierlich gebaute Bäume und kräftige Riesen.
Ihre Wurzeln wachsen mal wie ein Pfahl senkrecht in den Boden hinab, mal bilden sie ein flaches, tellerförmiges Netz. Nur eines haben all diese Gewächse per Definition gemeinsam: Sie verfügen über einen zentralen, holzigen Stamm, der sich in der Regel ab einer bestimmten Höhe zu einer Krone aus belaubten Ästen verzweigt.
Des Stammes Kern
Der ausgeprägte Schaft besteht neben Zellulose im Wesentlichen aus Lignin. Erst durch die Einlagerung dieses natürlichen Polymers in die pflanzliche Zellwand verhärten sich die Zellen und bilden ein festes Dauergewebe: Sie verholzen.
So schlicht ein solcher Stamm von außen aussehen mag, so komplex ist doch sein Innenleben: Im mittigen Kern des Baumstamms befindet sich das Mark. Dort ist das Vorratslager für Glukoseverbindungen, die vor dem Abwurf der Blätter zurück in den Stamm transportiert und über den Winter gespeichert werden.
Wasser marsch!
Das darauffolgende Kernholz ist das tragende Element des Baumes. Es besteht aus nicht mehr aktivem Holz, das als Gerüst fungiert, aber weder Wasser noch Nährstoffe durchleitet. Im Splintholz dagegen findet genau dieser Transport statt. Durch ein spezielles Leitsystem aus dünnen Kanälen steigt Flüssigkeit von den Wurzeln bis nach oben zu den Blättern. Zwischen zehn und mehreren hundert Litern Wasser müssen dabei jeden Tag den Weg bis in die Baumkrone bewältigen, um dort für die Fotosynthese zur Verfügung zu stehen.
Angetrieben wird dieser Prozess unter anderem durch den sogenannten Kapillareffekt, der durch die Oberflächenspannung des Wassers und der Grenzflächenspannung der Flüssigkeit mit der Kapillarwand hervorgerufen wird. Zusammen mit Druckunterschieden durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter führt dies dazu, dass ein Sog das Wasser entgegen der Schwerkraft nach oben zieht – bei den Riesen unter den Bäumen sogar über hundert Meter hoch.
Alles neu – nach außen und nach innen
In der Kambium genannten Zone wächst der Baum. Dabei bildet er nach innen neues Holzgewebe, das alte Splintholzringe ersetzt, die ihre Funktion verlieren und zu Kernholz werden. Gleichzeitig produziert er Zellen für die nächstäußere Schicht: den Bast. Gesteuert wird das Wachstum von dem Phytohormon Auxin, das im Frühjahr in den Blattknospen der Zweigspitzen gebildet wird.
Der Bast ist der innere Teil der Rinde. Durch ihn werden Zuckerverbindungen transportiert. Den Abschluss des Stammes nach außen formt schließlich die Borke. Die abgestorbene, verkorkte Rinde fungiert als Barriere und schützt die Pflanze vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Kälte, Hitze, Pilz- und Insektenbefall.
Daniela Albat
Stand: 28.10.2016