Die meisten Seamounts sind vulkanischen Ursprungs, aber längst nicht alle. Denn immer wieder stoßen Forscher auf Unterseeberge, die sich den gängigen Entstehungsmodellen entziehen.
Mit Vorliebe an Plattengrenzen
Vulkanische Seamounts entstehen ähnlich wie Vulkane an Land überall dort, wo heißes Magma aus dem Erdmantel sich seinen Weg durch die Erdkruste an die Oberfläche bahnen kann. Es ist daher kein Wunder, dass sich die unterseeischen Feuerberge beispielsweise im pazifischen Feuerring häufen – der Zone, in der die Pazifische Platte mittels Subduktion unter die angrenzenden Kontinentalplatte gedrückt wird. Die an Subduktionszonen vorkommenden Seamounts bestehen meist aus Magnesium- und Kalziumreicher alkalischer Lava.
Viele weitere Seamounts liegen an den mittelozeanischen Rücken der Erde und ihren angrenzenden Spreizungszonen. Hier bildet sich durch aufsteigendes Magma neue Ozeankruste, das Gestein der hier liegenden Seamounts ist daher meist basaltisch – aber keineswegs immer, wie eine Seamount-Gruppe vor den Weihnachtsinseln vor einigen Jahren belegte. Vor kurzem erst haben Forscher zudem einen Seamount entdeckt, der von auseinanderweichenden Platten buchstäblich auseinandergerissen wurde.
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Aufgereiht wie Perlenketten
Ebenfalls typisch für vulkanische Seamounts ist die Bildung ganzer Ketten, wie beispielsweise vor der Küste Neuenglands oder vor Hawaii. Hier brannte sich ein Hotspot – eine Stelle mit besonders heißem, auf dem tiefe Mantel aufsteigendem Magma, durch die Erdkruste. Weil diese durch die Plattentektonik im Laufe der Jahrmillionen wanderte, bildeten sich nacheinander immer wieder neue Vulkane.
Für Verblüffung sorgten allerdings eine 2013 eine vulkanische Seamount-Kette, die nicht ins gängige Schema passte: Die rund 60 Millionen Jahre alten Marie Byrd-Seamounts vor der Küste der Antarktis liegen weder an einer Plattengrenze noch über einem Hotspot. Des Rätsels Lösung brachten erst Gesteinsproben aus diesen Unterseebergen. Sie enthüllten, dass ein urzeitlicher Hotspot beim Zerbrechen des Urkontinents Gondwana Magmaströmungen im Untergrund angestoßen hatte. Diese ließen vor der antarktischen Küste Vulkane entstehen.
Ganz ohne Feuer und Lava
Es geht aber auch ganz ohne Vulkanismus, wie der Eratosthenes-Seamount im Mittelmeer beweist. Dieser plateauförmige Unterseeberg liegt rund 100 Kilometer südlich von Zypern und ist 120 mal 80 Kilometer groß. Sein abgeflachter Gipfel ragt 2.000 Meter über den umgebenden Meeresgrund auf. Der Seamount ist damit eine der größten unterseeischen Landschaftsformen des östlichen Mittelmeeres.
Bei Bohrungen im Rahmen des Internationalen Tiefbohrprogramms IODP zeigte sich, dass die oberen mehrere hundert Meter des Eratosthenes-Seamounts aus abgelagerten Kalkstein bestehen. Darunter jedoch liegt kontinentales Krustengestein. Geologen schließen daraus, dass dieser Seamount bei der Entstehung des Mittelmeervorläufers von Nordafrika absplitterte und von den folgenden Plattenbewegungen an seine heutige Position geschoben wurde.
Nadja Podbregar
Stand: 26.08.2016