In der Wohnung ist es viel zu warm, deshalb sitzt Dennis zusammen mit seinen Freunden in einer geselligen Runde auf der Terrasse. Die Sonne scheint am wolkenlosen Sommerhimmel, während sich die Gruppe angeregt unterhält. Dennis lauscht den Gesprächen und packt dabei ein kleines Tütchen mit interessantem Inhalt aus: Cannabis. Für ihn und seine Kumpel ist das völlig normal. Er zerkleinert das krümelige Kraut, mischt es mit Tabak und dreht daraus eine Zigarette. Nach drei Zügen wandert sie zum Nächsten. Dennis beginnt sich zu entspannen und versackt in seinem Stuhl.
Währenddessen entfaltet das Cannabis seine Wirkung: Mit jedem Zug gelangt der Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinoid (THC) durch die Atemwege in das Blut. Mit diesem wird er zum körpereigenen Cannabinoid-Rezeptor (CB1) gespült, welcher sich vorwiegend in den Nervenzellen sowie dem Kleinhirn und Hippocampus befindet. Warum aber gibt es diese Andockstellen für die Droge in unserem Körper überhaupt?
Ist unser Körper auf Cannabis ausgelegt?
Der Grund ist einfach: Auch unser Körper nutzt verschiedene, mit dem THC verwandte Moleküle als Botenstoffe. Der Rezeptor CB1 in unserem Gehirn ist ein Teil dieses körpereigenen Endocannabinoid-Systems, das wiederum bei vielen Körperfunktionen eine Rolle spielt. So aktiviert es zum Beispiel die Neurotransmitter GABA, Glutamat und das Glückshormon Dopamin und spielt auch bei unseren Heißhunger auf Chips und Co eine Rolle.
Um diese Funktionen zu kontrollieren und die entsprechenden Rezeptoren zu aktivieren, produziert unser Körper eigene Cannabinoide. Ein wichtiger körpereigener Transmitter ist dabei das Anandamid, das zum Beispiel in der Lage ist, das von außen kommende THC und weitere Cannabinoide zu verdrängen. Ebenfalls zum Endocannabinoid-System gehören CB2-Rezeptoren, die sich überwiegend im Immunsystem befinden. Was die CB2-Rezeptoren genau bewirken, ist bisher noch ungeklärt. Forscher vermuten, dass die Rezeptoren bei Immunreaktionen wie Entzündungen eine Rolle spielen.
Tim Kröplin
Stand: 19.08.2016