Beim Cannabis-Konsum ist für die typische Rauschwirkung eine Substanz entscheidend: Tetrahydrocannabinol oder THC, welches deshalb zu den psychoaktiven Cannabinoiden zählt. Gerade die weiblichen Cannabis-Pflanzen enthalten mit rund sechs bis 20 Prozent relativ viel THC, männliche Pflanzen enthalten dagegen maximal ein Prozent reines THC.
Die psychoaktive Wirkung des THC entsteht dadurch, dass es an die CB1-Rezeptoren im Gehirn bindet. Dies beeinflusst die Signalübertragung an den Synapsen und hat Auswirkungen auf das zentrale sowie das periphere Nervensystem. Die Folgen sind Glücksgefühle, Entspannung, aber auch eine übersteigerte Esslust.
Keine Auswirkung auf lebenswichtige Funktionen
Die Verteilung der CB1-Rezeptoren ist dabei entscheidend für die Wirkung des THC. So sind zum Beispiel im Stammhirn, welches für die lebenswichtigen Funktionen wie das Atmen zuständig ist, nur wenige bis gar keine Andockstellen vorhanden. Dadurch werden lebenswichtige Funktionen des Körpers von der Droge nicht beeinträchtigt. Im Hippocampus hingegen gibt es jede Menge dieser Rezeptoren, was das Klischee des vergesslichen Kiffers erklärt.
Neben seinem berauschenden Effekt kann Cannabis aber auch eine therapeutische Wirkung haben. So dämpft es die Schmerzwahrnehmung und wirkt krampflösend. Deshalb wird es zum Beispiel zur gezielten Linderung einiger Symptome bei multipler Sklerose verschrieben.
Damit die von vielen Konsumenten gewünschte psychoaktive Wirkung eintritt, muss das THC erst einmal erhitzt werden. Das liegt daran, dass es in der Cannabis-Pflanze nur als Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) vorliegt und in diesem Zustand keine psychoaktive Wirkung hat. Dreht man die getrockneten Pflanzenteile hingegen in eine Zigarette und zündet diese an, wird das THCA durch die Hitze in THC umgewandelt und entwickelt dadurch sein volles Potential.
Kuchen statt Zigarette
In diesem Zustand kann es sich leicht an die Cannbinoid-Rezeptoren binden und damit die Stimulationen auslösen. Zudem ist THC lipophil, was wiederum bedeutet, dass man es auch in fettreichen Lebensmitteln wie Kuchen, Muffins oder den klassischen „Hasch-Keksen“ verarbeiten kann. Die Aufnahme über den Körper funktioniert dabei jedoch verzögert, da das THC erst über den Magen in die Blutbahn gelangen muss.
Dafür schont diese Form des Konsums die Lunge vor den Schadstoffen, welche beim Rauchen entstehen. Die fettlösliche Eigenschaft des THC hat allerdings auch ihre Nachteile: Der Wirkstoff wird dadurch nur langsam ausgeschieden, was dazu führt, dass man es auch noch lange nach dem Rausch nachweisen kann und man so gegebenenfalls mit Konsequenzen rechnen muss. Selbst wenn man mehrere Stunden nach dem Rausch nichts mehr spürt, ist man laut Polizei nicht fahrtüchtig.
Eine Menge Gras
Giftig ist THC nur in sehr hohen Dosierungen. Das haben unterschiedliche Versuche mit Mäusen ergeben. So schreibt zum Beispiel Eberhard Teuscher in seinem Buch „Biogene Gifte“, dass Mäuse erst bei 42 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht einen Atemstillstand erleiden. Bei Menschen geht man sogar von einer Giftwirkung erst bei 150 mg/kg aus. Das wären bei einem Gewicht von 70 Kilogramm immerhin 10,5 Gramm reines THC. Wenn man bedenkt, dass man pro Joint etwa fünf Milligramm THC aufnimmt, müsste man demnach 2.000 Joints rauchen, um die Giftwirkung zu spüren.
Nicht nur THC
Insgesamt gibt es in der Hanfpflanze jedoch noch mindestens 84 weitere Wirkstoffe, die bisher noch nicht in anderen Pflanzen entdeckt wurden. Deshalb wurden diese Substanzen unter dem Begriff Cannabinoide zusammengefasst.
Ein weiteres wichtiges Cannabinoid ist Cannabidiol (CBD), welches nicht psychoaktiv ist und überwiegend zu Therapiezwecken genutzt wird. Interessant ist hierbei, dass das Cannabidiol die Wirkung von THC abmildert und die einschläfernde Wirkung dementsprechend abschwächt. Das könnte erklären, warum Cannabis indica und Cannabis sativa eine unterschiedlich Wirkung haben: Cannabidiol kommt in C. indica in größerer Menge vor.
Tim Kröplin
Stand: 19.08.2016