In einer Studie haben Wissenschaftler bereits 2011 festgestellt, dass Nikotin das Suchtpotenzial für Drogen wie Kokain erhöht. Auch Cannabis wirkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn und das Dopamin-System – ähnlich wie andere Drogen. Deshalb gibt es schon seit längerem den Verdacht, dass das Kiffen den Einstieg in härtere Konsummuster fördern könnte.
Mehr Gier nach Opiaten
Diesen Verdacht überprüften Forscher des Karolinska-Instituts in einer Rattenstudie. Dabei testeten sie, ob Cannabis oder vielmehr das THC, der Auslöser für eine erhöhte Opiatanfälligkeit ist. Ein Teil der Tiere hatte dafür eine kleine Dosis THC bekommen – und zwar in einer Entwicklungsphase, die dem menschlichen Jugendalter entspricht. Anschließend konnten sich alle Ratten selbst Heroin verabreichen. Betätigten sie mit ihrer Schnauze einen Hebel, wurde das Heroin freigesetzt und floss in ihre Blutbahn.
Die Ratten, die als Jugendliche dem THC ausgesetzt waren, zeigten ein stärkeres Suchtverhalten. Sie entwickelte eine Gier nach der Droge und verbrauchten schließlich zwei Drittel mehr Heroin als die THC-unerfahrenen Ratten. Laut Forscher zeigen diese Ergebnisse, dass Cannabis im Jugendalter die Opiatabhängigkeit erhöhen kann. Sie betonen aber auch, dass weitere Faktoren wie genetische oder soziale Einflüsse ebenfalls zu einer verstärkten Anfälligkeit für Drogen führen können.
Die Zwillingsstudie
Das wird von einer australischen Forschungsgruppe um den Mediziner Michael Lynskey zusätzlich verdeutlicht. Er befragte zusammen mit seinen Kollegen 311 Zwillinge, von denen jeweils einer vor dem 17. Lebensjahr angefangen hatte, Cannabis zu konsumieren. Dadurch, dass die Geschwister unter gleichen Bedingungen aufgewachsen waren und eine ähnliche genetische Ausstattung besitzen, waren diese potenziellen Einflussfaktoren bei ihnen gleich.
Die Forscher fanden heraus, dass die Geschwister, die spätestens im Alter von 16 Jahren mit dem Cannabiskonsum begannen, später bis zu fünf Mal häufiger zu Kokain, Halluzinogene oder Opiate griffen. Die Gefahr für eine Drogenabhängigkeit ist bei ihnen laut den Forschern sogar doppelt so hoch als bei den Geschwistern, die keinen oder erst später Kontakt mit Drogen hatten.Das Internetportal „Drugcom“ kommentiert dazu, dass die Ursachenketten beim Einstieg in den Drogenkonsum und die Fortsetzung zu komplex seien, um sie auf nur eine Substanz zu reduzieren. Cannabis sei daher nur ein Faktor von vielen. Sie halten die aktuelle Studienlage nicht für eindeutig genug, um von Cannabis als „Einstiegsdroge“ zu sprechen.
Tim Kröplin
Stand: 19.08.2016