Forscher / Entdecker

Der Absturz

Dramatisches Ende eines Flugpioniers

Eigentlich war Otto Lilienthal ein erfahrener Pilot. Mit seinem Gleiter erhob sich der Flugpionier tausende Male in die Luft und meisterte mehrfach selbst brenzlige Situationen. Dennoch wurde ihm am 9. August 1896 einer seiner Flugtests zum Verhängnis: Er stürzte ab und starb am nächsten Tag an seinen schweren Verletzungen. Wie aber konnte es dazu kommen?

Tausende Male ging bei Lilienthals Flugversuchen alles gut - hier im Jahr 1895. Doch dann verließ ihn das Glück... © Otto-Lilienthal-Museum/ historisch

Der Flugtest bei Stölln im brandenburgischen Havelland begann ganz normal: Lilienthal nahm Anlauf und hob vom 70 Meter hohen Gollenberg ab. Typischerweise trug der Pionier bei seinen Testflügen keinerlei Schutzausrüstung, wie Zeitzeugen berichten. Stattdessen startete er in normaler Straßenkleidung und ohne Helm – so auch am 9. August.

Fatales Kippen

Was dann geschah, konnte Lilienthals Mechaniker Paul Beylich vom Boden aus beobachten. Demnach bekam Lilienthal Probleme, als er seinen Gleiter durch eine sogenannte Sonnenbö steuerte, eine durch die Sonnenwärme erzeugte Aufwind-Turbulenz. Der Gleiter verlor darin plötzlich an Auftrieb und stürzte Nase voran und hängendem rechten Flügel aus 15 Metern dem Boden entgegen. Indem Lilienthal seinen Körper nach hinten schwang, versuchte er noch, sein Fluggerät wieder aufzurichten.

Erst eine Woche zuvor hatte der US-Physiker Robert Wood Lilienthal in einer ähnlichen Situation beobachtet: „Der Apparat kippte plötzlich zur Seite, als wenn eine plötzliche Bö unter den linken Flügel geraten wäre“, berichtet er. „Einen Moment lang konnte ich die Oberseite des Gleiters sehen, dann brachte Lilienthal durch einen kraftvollen Schwung seiner Beine die Maschine wieder auf ebenen Kiel.“ Durch die Bewegung verschiebt sich der Schwerpunkt des Gleiters – und damit seine Lage in der Luft.

Otto Lilienthals beschädigter Normalsegelapparat nach seinem letzten Flug. © Historisch

Tod im Koma

Doch dieses Mal misslang das Manöver und Lilienthal schlug mitsamt seines Gleiters hart am Boden auf. Beylich und weitere Helfer rannten herbei, zogen den Piloten aus dem Wrack und transportierten ihn per Pferdekutsche zu einem Arzt im nahegelegenen Stölln. Zu diesem Zeitpunkt war Lilienthal zwar bereits von der Brust abwärts gelähmt, aber bei Bewusstsein und konnte Arme und Hände bewegen, so berichten es Augenzeugen.

Der Zustand des Verletzten verschlechterte sich aber rapide. Noch während des Transports per Zug nach Berlin verlor er das Bewusstsein und wachte bis zu seinem Tod am späten Nachmittag des 10. August 1896 nicht mehr auf. Heute schließen Forscher aus den Berichten der damaligen Ärzte und Augenzeugen, dass Lilienthal wahrscheinlich beim Sturz einen Bruch des dritten Halswirbels erlitt und mit dem Kopf gegen eine Strebe seines Gleiters schlug. Die Todesursache war aber vermutlich weniger der Bruch als eine durch den Schlag ausgelöste Hirnblutung.

Warum aber reagierte Lilienthals Gleiter so extrem auf den Aufwind?

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Nadja Podbregar
Stand: 12.08.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Auf Lilienthals Spuren
Können und Konstruktionen des Flugpioniers im Test

Der erste echte Flug
Auf Flügeln in die Lüfte

Von den Vögeln abgeschaut
Was war das Bahnbrechende an Lilienthals Konstruktionen?

Normalsegel-Apparat im Windkanal
Wie gut war Lilienthals Gleiter wirklich?

Der Absturz
Dramatisches Ende eines Flugpioniers

Wer war schuld?
Der Grund für den Absturz Lilienthals

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