Medizin

Humbug oder Erbe der Urzeit?

Warum sollte Fasten biologisch sinnvoll sein?

Glaubt man den Versprechungen der Naturheilkundler und selbsternannten Fastenapostel, dann hilft der Verzicht auf feste Nahrung gegen nahezu Alles: Die Abstinenz soll die Abwehr mobilisieren, chronische Krankheiten heilen, glücklich machen und vor allem Giftstoffe aus den Zellen spülen und „Schlacken“ beseitigen, so heißt es.

Verzicht auf feste Nahrung und viel Wasser sollen "entschlacken" - aber was soll das sein? © Rebepoi/freeimages

Mythos Schlacke

Allerdings: Letztere gibt es nach herrschender Lehrmeinung überhaupt nicht. „In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten“, erklärt beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden.“

Lange Zeit galt das Heilfasten daher eher als Humbug, als Wellness-Mode, nicht aber als Maßnahme mit nachweisbarer medizinischer Wirkung. Das jedoch beginnt sich inzwischen zu ändern. Denn es häufen sich immer mehr Hinweise darauf, dass eine periodische Unterversorgung sehr wohl nachhaltige Veränderungen bewirkt.

Erbe der Jäger und Sammler?

Und auch die Evolution liefert Argumente für ein periodisches Fasten: Für unsere Vorfahren war es völlig normal, immer wieder mal zu hungern. War die Jagd erfolglos oder die gesammelte Pflanzennahrung wurde knapp, dann musste man eben durchhalten. Umgekehrt wurde dann umso mehr gegessen, wenn gerade reichlich Essen da war.

Übermaß nach einem Jagderfolg und dann Nahrungsmangel war für unsere Vorfahren normal. © Nicolas Primola/ iStock.com

„Das heute übliche Muster von drei Mahlzeiten täglich plus Snacks ist aus evolutionärer Sicht unnormal“, erklärt Satchidananda Panda vom Salk Institute in San Diego. Denn das Leben unserer Vorfahren als Jäger und Sammler war an periodisches Fasten angepasst. Studien legen daher nahe, dass es für unseren Körper sogar gesünder sein könnte, regelmäßig eine Essenspause von zwölf bis 16 Stunden zu bekommen.

Um diesem biologischen Erbe gerecht zu werden, muss es daher gar nicht die mehrtägige große Fastenkur sein. Es reicht möglicherweise schon aus, einen Tag in der Woche weniger als 500 Kilokalorien zu uns zu nehmen, wie es das moderne Intervall-Fasten oder 5+2-Diäten propagieren. Eine andere Möglichkeit wäre das Vorverlegen der Abendmahlzeit, damit der Stoffwechsel über Nacht lange genug zur Ruhe kommen kann. Diesem Prinzip folgt unter anderem die Schlank-im-Schlaf-Diät.

Soweit zu möglichen biologischen Wurzeln des Ganzen. Aber was bringt das Fasten konkret?

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Nadja Podbregar
Stand: 11.03.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fasten als Heilmittel?
Eine alte Tradition im Licht der modernen Medizin

Eine alte Tradition
Die Renaissance des Fastens

Humbug oder Erbe der Urzeit?
Warum sollte Fasten biologisch sinnvoll sein?

Mangel macht langlebiger
Von Mäusen, Rhesusaffen und fitten Greisen

Was passiert beim Fasten?
Mangel verändert Gene und Stoffwechsel nachhaltig

Fasten für Herz und Pankreas
Wo könnte Fasten helfen?

Fasten gegen Krebs?
Nahrungsentzug hungert Tumorzellen aus

Hungern erleichtert die Chemo
Weniger Nebenwirkungen und bessere Heilungschancen

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