Die Erfindung der Landwirtschaft war zwar eine Revolution, sie ging aber wahrscheinlich eher schleichend vonstatten – zumindest am Anfang. Denn unsere Vorfahren vollzogen den Wandel zur Tierhaltung und dem gezielten Anbau von Nutzpflanzen nur allmählich und in zwei Schritten. Darauf deuten archäologische Funde und genetische Vergleiche hin.
Vom Sammeln und Säen…
Am Anfang stand die bloße Aussaat: Die Menschen dieser Kulturstufe sammelten nach wie vor Wildpflanzen, begannen aber zunehmend, deren Samen selbst auszusäen. Dadurch konnten die Steinzeit-Menschen mit beeinflussen, wo und wieviel von einem besonders begehrten Gemüse oder Getreide wuchs. Wahrscheinlich begannen sie zu dieser Zeit auch, allmählich sesshaft zu werden. Denn dank der Aussaat mussten sie nicht mehr so weit umherstreifen, um Nahrung zu finden. Jagen und Fischen gingen diese Menschen aber vermutlich trotzdem noch.
Die von ihnen genutzten Pflanzen blieben nach wie vor wild, es gab keine genetischen oder äußerlich erkennbaren Veränderungen. Denn die Menschen dieser in der Levante auch als Natufien bezeichneten Kulturstufe wählten nicht aus, welche Samen sie aussäten – es erfolgte noch keine gezielte Zucht. Stattdessen übernahmen sie einfach die Funktion anderer natürlicher Verbreitungshelfer wie dem Wind oder von Tieren.
…zur gezielten Zucht
Die echte Revolution aber bahnte sich an, als der Mensch begann, einige Pflanzen und Tiere zu domestizieren – dies war der entscheidende Schritt der neolithischen Revolution. Die ehemaligen Jäger und Sammler begannen nun, gezielt nur die Samen von Pflanzen auszusäen, die besonders günstige Merkmale besaßen – beispielsweise große Körner und dichte Ähren beim Getreide.
Im Laufe der Zeit führte diese ständige Selektion dazu, dass die Pflanzen sich äußerlich und genetisch veränderten. Exemplare mit den gewünschten Merkmalen vermehrten sich stärker und dominierten dadurch immer mehr. Langsam entstanden so unter anderem die ersten domestizierten Getreidearten. Sie unterschieden sich vom Wildtyp durch dichtere, stabile Ähren mit vielen großen Körnern, die alle mehr oder weniger gleichzeitig reif wurden.
Auf ähnliche Weise begannen die frühen Bauern auch die ersten Tiere zu domestizieren: Sie hielten wilde Rinder, Schweine und Ziegen und kreuzten gezielt die Tiere miteinander, die besonders viel Fleisch ansetzen, viel Milch gaben oder allgemein zahm und umgänglich waren.
Nadja Podbregar
Stand: 05.02.2016