Wenn der internationale Klimaschutz endlich greift, könnte es für viele Länder schon zu spät sein. So kämpfen pazifische Inselstaaten wie Tuvalu oder Fidschi schon jetzt gegen steigende Meeresspiegel, zunehmende Überschwemmungen und versalzende Felder. Küstenländer wie Bangladesch werden fast schon regelmäßig Opfer von Sturmfluten.
Das Problem: Diesen Ländern fehlen meist die finanziellen Mittel, um selbst einfachste Schutzmaßnahmen wie Dämme oder Wälle zu errichten. Als Folge bleibt der Bevölkerung nur irgendwie auszuharren – oder in Massen zu flüchten.
100 Milliarden US-Dollar
Um diesen am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern und Regionen zu helfen, einigten sich die OECD-Staaten bereits im Jahr 2010 darauf, bis zum Jahr 2020 einen Fonds von 100 Milliarden US-Dollar jährlich bereitzustellen. Dieser soll armen Ländern bei der Bewältigung der Klimafolgen helfen. Gleichzeitig ist das Geld auch dafür vorgesehen, die Entwicklungsländer über den „Green Climate Fund“ der UN beim Umstieg auf alternative Energien und klimaschonendere Technologien zu unterstützen.
Soweit, so vorbildlich. Aber: Von diesem Geld sind bisher nach Angaben der OECD erst gut 60 Prozent zugesichert. „Wir sind damit auf halbem Wege in Bezug auf den Zeitplan und die Finanzierung“, sagt OECD-Generalsekretär Angel Gurria Anfang Oktober 2015. „Aber es ist klar, dass noch ein Stück des Weges vor uns liegt.“ Wie und von wem die noch fehlende Summe kommen soll, ist bisher jedoch ungeklärt. Auf dem G-20-Gipfel in der Türkei wollte sich auch in diesem Punkt niemand festlegen.
„Ohne Geld kein Abkommen“
Doch bei den Klimaverhandlungen in Paris könnte dieses Geld eine entscheidende Rolle spielen. Denn für viele Entwicklungsländer steht fest, dass sie weitere Zusagen im Klimaschutz nur im Austausch gegen finanzielle Unterstützung machen wollen. Sie fordern verlässliche und bindende Zusagen und klare Regelungen für die Verteilung der Gelder. Einige Industrieländer fürchten jedoch, dass die Übernahme finanzieller Verantwortung die Tür öffnen könnte für künftige Schadensersatz-Forderungen.
„Die industrialisierten Länder setzen das Wohlergehen des gesamten Planeten aufs Spiel, nur damit ihr Wirtschaftswachstum gesichert ist und ihre Bürger ihr Leben genießen können“, kritisierte denn auch Anfang November der Premierminister von Fidschi Frank Bainimarama. „All dies geschieht aber auf Kosten der Menschen in den niedrigliegenden Regionen des Pazifiks und anderen Teilen der Welt.“
Hier eine Einigung zu schaffen, die beide Seiten zufrieden stellt, wird eine wichtige Aufgabe des Klimagipfels von Paris sein. Pascal Canfin vom World Resources Institute kommentierte: „Wenn wir es in Paris nicht schaffen, zu demonstrieren, dass die Finanzierung steht, warum sollten dann die Entwicklungsländer an ein Abkommen glauben?“
Nadja Podbregar
Stand: 27.11.2015