Anthropogeographie

Buddhas, Kirchen und Moscheen

Bauwerke spiegeln die Religionsfreiheit wider

In der Hauptstadt Karakorum fanden alle Völker und Ideen ihren Platz. Sie umfasste eine Fläche von etwa 1,8 Quadratkilometern und war durch ein zentralaxiales Straßenkreuz in Nord-Süd/Ost-West Quartiere. Damit ergibt sich ein nahezu rechteckiger Grundriss, der von einem Erd-Lehm Wall umgeben ist. Der Bauplan Karakorums ist dabei ein Spiegelbild des Mongolenreiches.

Rekonstruktion des zentralen Bezirks von Karakorum mit der Großen Halle. © Brücke-Osteuropa /gemeinfrei

Nach chinesischem Vorbild gab es in Karakorum einen zentralen Palastbezirk. Er bildete die Residenz des Khans und damit gleichzeitig den Mittelpunkt des Reiches. Um diesen Zentralkomplex gruppierten sich die einzelnen Quartiere. Der Mönch Wilhelm von Rubruk berichtet von nach Ethnien getrennten Stadtvierteln beispielsweise für Sarazenen und Chinesen, außerdem von „zwölf Götzentempeln“, zwei Moscheen und einer christlich-nestorianischen Kirche.

Tempel und Kirchen verschiedenster Religionen

„In Karakorum entstanden Moscheen, christliche Kirchen, taoistische Schreine, buddhistische Tempel“ erzählt Franken. Und das, obwohl die Mongolen selbst mehrheitlich Anhänger des (lamaistischen) Buddhismus und des Schamanismus waren. Einer dieser Sakralbauten wird bereits seit 1998 von DAI-Archäologen erforscht.

Blick auf die Relikte der "Großen Halle" - dem einst größten Gebäude Karakorums © Franken/ DAI

„Das Gebäude war ein buddhistischer Tempel aus dem 13. Jahrhundert“ sagt Franken. „Mit 38 mal 38 Metern Grundfläche gehörte er zu den größten Gebäuden der Stadt.“ Die Archäologen nennen ihn die „Große Halle“. Sie wurde bei ihrer Entdeckung im Jahr 1949 zunächst für einen Palast gehalten. Erst die Ausgrabungen von Franken und ihren Kollegen stellte klar, dass es sich um einen Tempel handelte.

Tempel und Schildkröten

Zwei weitere zwei Gebäude möglicherweise sakralen Charakters wurden in einem kleinen, vierteiligen Gebäudekomplex an der nördlichen Stadtmauer ausgegraben. Dazu Franken: „Wir hoffen, hier weniger buddhistisch oder chinesisch geprägte Inventare zu finden als in den Komplexen, die im Südwesten und in der Stadtmitte erschlossen wurden.“

Last but not least vervollständigen Buddhastatuen im graeco-baktrischen Stil der ausgehend von Gandhara seinen Siegeszug über Gesamtasien angetreten hatte, das internationale Flair der Stadt. Bereits ausgegraben sind drei große steinerne Schildkröten, die als Symbol der Stadt Karakorum angesehen werden.

Ausgrabungsgelände in Karakorum, Mongolei
Teil des Ausgrabungsgeländes in Karakorum. © Wittersheim / DAI

Ausländer wohnten im Norden

Angesichts der von dem Mönch Wilhelm von Rubruk erwähnten Stadtviertel für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Reisenden fragen sich die Archäologen, ob diese Viertel rein funktional – also beispielsweise nach Gewerben – gegliedert waren oder ob sie Rückschlüsse auf ethnische Gruppen und/oder Religionsgemeinschaften zulassen. Dies entspräche der klassischen chinesischen Stadt bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Tatsächlich wohnten europäische und orientalische Christen, uigurische und iranische Muslime vorwiegend im Norden Karakorums. „Diese Quartiere waren von großer Weltoffenheit geprägt“ sagt Franken. Diese Anordnung entspricht schamanistischen Vorstellungen, die zum Teil noch heute beim Aufbau von Jurten gelten: Norden bedeutet hinten, links weiblich, rechts männlich und vorne, wo sich deren Öffnung befindet, ist Süden.

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Deutsches Archäologisches Institut
Stand: 13.11.2015

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Dschingis Khans Hauptstadt
Archäologen erforschen die alte Mongolen-Metropole Karakorum

Nicht nur Nomaden
Die unbekannte Seite der Mongolen

Zwischen Berg und Seidenstraße
Die Lage von Karakorum und ihre Bedeutung

Weltoffene Metropole
Die Mongolen-Hauptstadt als Schmelztiegel

Buddhas, Kirchen und Moscheen
Bauwerke spiegeln die Religionsfreiheit wider

Der Niedergang
Das Ende von Karakorum

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