Es ist endlich soweit: Um 22:30 Uhr rollt die Falcon im Abendlicht zur Startbahn und hebt mit nur halbstündiger Verspätung endlich ab. An Bord: zwei Piloten, ein Bordtechniker und zwei Wissenschaftler. Sie beginnen nun über der Wolkendecke, Schritt für Schritt alle Messgeräte anzuschalten.
Über das Nordpolarmeer
Die Falcon steuert auf einen Übergabepunkt mit Namen „HEKLA“ über dem Meer nordwestlich von Reykjavik zu. Hier übergibt die isländische Flugsicherung die Maschine an den Kollegen des nächsten Kontrollsektors. Es ist der einzige allgemein festgelegte Wegpunkt, den die Piloten bei diesem Forschungsflug überfliegen, alle anderen sind lediglich Koordinaten.
Vor der fünfköpfigen Crew liegt noch ein Stück Polarmeer und dann die Weite des größten Festlands-Eisschildes der Welt. Hier oben, so weit im Norden, gibt es keine Radarabdeckung für die Flugsicherung. Die Piloten melden sich an vorher vereinbarten Wegpunkten bei der Flugsicherung, um ihre aktuelle Position durchzugeben.
Letzte Kalibrierungen
Um 23:30 Uhr erreicht die Falcon die Ostküste Grönlands. Die Berge ragen zu Beginn noch über das ewige Eis hinaus. Ein imposanter Anblick im Licht der tief über dem Horizont stehenden Sonne. Für die Wissenschaftler an Bord beginnt nun der spannendste Teil des Fluges. Über dem Eis können sie anfangen, ihre Geräte zu kalibrieren. Sie checken das Frequenzspektrum der ausgehenden Laserpulse. Man sieht, dass es noch ein klein wenig vom Optimum abweicht.
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„Wir regeln kurz die Frequenz des Lasers etwas nach“, heißt es. Dann stimmen die Werte auf der Anzeige. Ebenso wird die Anzeige für die atmosphärische Rückstreuung des Laserlichts geprüft. Von den ausgesendeten Photonen eines Pulses findet in der Regel nur ein Bruchteil den Weg in die Detektoren an Bord. Sie tragen die wertvolle Information über die Geschwindigkeit der Winde unter der Falcon, denn bei der Rückstreuung verschiebt sich je nach Windgeschwindigkeit die Wellenlänge des Lichts ein wenig.
Im eisigen Nirgendwo
Immer tiefer versinken die Berge landeinwärts im bis zu 3.000 Meter mächtigen grönländischen Eispanzer. Bald verschwinden sie ganz hinter einem gleichmäßig weißen Horizont. Beim Blick aus dem Cockpitfenster erstreckt sich das konturlose Weiß in alle Richtungen. Keinerlei Orientierung
mehr für die Augen.
Was bleibt, sind die Positionsreports, die aus dem Cockpit über Funk an den zuständigen Controller weitergegeben werden: „Delta Charly Mike Echo Tango checked position 7230 North 03645 West, Flightlevel 360, Mach.71 at time 0006, estimating 7236 North 04019 West at time 0016, 7230 North 03645 West next.“
Falk Dambowsky, Oliver Reitebuch, Philipp Weber / DLR Magazin
Stand: 30.10.2015