Dräuend blutrot leuchtet der Mond auf dem Höhepunkt seiner Verfinsterung. Während die verdeckte Sonnenscheibe bei einer Sonnenfinsternis einfach nur dunkel bis pechschwarz erscheint, ist der Vollmond auch während der Totalität noch deutlich sichtbar – aber gespenstisch rot statt des gewohnten blassen Silbertons. Aber warum?
Schattenwurf und Atmosphären-Effekt
Ein Grund ist die Geometrie der Mondfinsternis: Während bei der Sonnenfinsternis der Mond selbst zwischen Erde und Sonne steht, fällt bei der Mondfinsternis nur der Schatten der Erde auf den Mond. Unsere Sicht auf den Erdtrabanten ist daher nicht verdeckt, er bekommt nur einfach kein direktes Sonnenlicht mehr. Deshalb fehlt der sonst so helle silbrige Schein.
An der roten Farbe aber ist unsere Erde schuld – oder genauer ihre Atmosphäre. Denn die Lufthülle unseres Planeten beugt und bricht das Sonnenlicht. Dabei streut vor allem der rote Anteil des Lichts in den Erdschatten hinein. Dieses schwache Restlicht lässt den Mond daher rötlich erscheinen.
Je sauberer die Luft, desto heller der Mond
Wieviel Licht auf diese Weise trotzdem noch auf den verdunkelten Mond fallen kann, hängt von der genauen Zusammensetzung der Atmosphäre zusammen. Enthält sie viel Wasser und Schwebeteilchen, kann nur wenig Licht durchdringen und gebeugt werden. Wir erleben eine sehr dunkle Mondfinsternis mit einem matt bräunlichen, kaum noch erkennbaren Mond. Ist die irdische Lufthülle dagegen sehr klar und sauber, leuchtet der verdunkelte Mond heller rot.
Für die Wissenschaftler ist die genaue Färbung des Mondes bei einer totalen Mondfinsternis daher sehr wichtig, erlaubt sie doch Rückschlüsse auf den Zustand der Atmosphäre. Nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo 1991 auf den Philippinen waren beispielsweise mehrere Jahre lang nur dunkle Mondfinsternisse zu beobachten. Asche- und Staubwolken blockierten einen Großteil des Sonnenlichts. Die damals in die Atmosphäre geschleuderten Schwebeteilchen haben sich jedoch inzwischen wieder abgesetzt.
Helligkeits-Gradient
Die Mondfinsternis vom 28. September 2015 wird allem Erwarten nach eher heller ausfallen. Denn der Mond läuft nicht mittig durch den Kernschatten der Erde, sondern leicht südlich versetzt. Dadurch wird er in der unteren Hälfte etwas heller erscheinen als an seinem oberen Rand. Allgemein wird die Helligkeit des verfinsterten Mondes mit der Danjon-Skala beschrieben, sie reicht von 0 = sehr dunkel bis zu 4 = sehr hell, kupferrot bis orange.
Neben der allgemeinen Helligkeit sind auch Farbschwankungen oder Unregelmäßigkeiten für die Astronomen interessant. Mit einem Teleskop lassen sich beim Übergang des Mondes vom Halb- in den Kernschatten manchmal ungewöhnliche Farbveränderungen entlang eines schmalen Grenzstreifens feststellen.
Nadja Podbregar
Stand: 25.09.2015